Textatelier
BLOG vom: 23.03.2008

Bewegungsfreudige Menschen bleiben fit und leben länger

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Der Mensch ist von Natur ein Geh- und Laufwesen. Für eine optimale Entwicklung von Körper und Geist im Kindes- und Jugendalter ist eine ausreichende Bewegung unerlässlich. Beim Erwachsenen ist die Bewegung oder die körperliche Aktivität dazu da, seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten. Der bewegungsfreudige Mensch bleibt länger gesund, wird widerstandsfähiger und ist den Belastungen des Alltags besser gewachsen.
 
Mangelnde Bewegung führt unweigerlich zu einer Unterfunktion des Organismus und damit zur Schädigung. Warum gibt es heute so viele Krankheiten durch Bewegungsmangel? Weil Millionen Menschen ihr Dasein durch bequemes Hinundhergehen, Sitzen vor dem Fernseher oder Computer oder Sitzen auf Bürostühlen und in Autopolstern verbringen. Dazu Fakten aus den USA. Dort verbringen 2- bis 7-Jährige täglich schon über 2,5 Stunden vor elektronischen Medien, die 8- bis 18-Jährigen sogar über 5 Stunden.
 
Auch bei uns bewegen sich die Kinder zu wenig, sie werden träge und legen an Gewicht zu. Schon heute sind bei uns 20 % der Schulkinder übergewichtig und 8 % fettleibig. Die Folgen zeigen sich später überwiegend in Form von Stoffwechselkrankheiten (metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus). Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet in den nächsten Jahrzehnten mit einem gewaltigen Anstieg der Diabeteserkrankungen. Einen dauerhaften Erfolg im Rahmen der Diabetes-Vorbeugung bedingt eine Änderung der Lebensgewohnheiten. Die besten Massnahmen zur Vorbeugung sind eine Vollwerternährung, Reduzierung des Übergewichtes und Bewegung.
 
Wie man Gehirnmasse einsparen kann …
Die regelmässige Bewegung bringt uns viele gesundheitliche Vorteile. Hier die wichtigsten: Stärkung von Herz und Kreislauf, Stärkung von Lunge, Muskeln und Knochen, Anregung des Verdauungssystems und des Stoffwechsels, Erhöhung der Widerstandskraft (Stärkung des Immunsystems), Senkung eines erhöhten Blutdrucks, Absenkung der Pulsfrequenz, Normalisierung der Blutfette, Fithalten der Venen, Reduzierung des Übergewichts, Reduzierung des Schlaganfall- und Herzinfarktrisikos, Abbau von negativem Stress. Auch die Gedächtnisleistung wird durch Bewegung erhöht. Durch körperliche Aktivität wird das Zellwachstum stimuliert, und es bilden sich vermehrt Synapsen im Gehirn. Bei bewegungsfreudigen 70-Jährigen wurde festgestellt, dass weniger Gehirnmasse zur Lösung von Denkaufgaben notwendig sind. Das Gehirn arbeitet also effizienter. Das Risiko an Alzheimer zu erkranken, ist übrigens geringer, je aktiver ein Mensch war oder ist.
 
Da ich sehr bewegungsfreudig bin (insgesamt wanderte ich in meinem Leben etwa 15 000 km), kann ich hoffen, dass meine Gehirnmasse auch im Alter erhalten bleibt, so dass ich weiterhin das eine oder andere Blog verfassen kann.
 
Schmerzfrei und weniger depressiv
Untersuchungen von Wissenschaftlern der Universität von Essex ergaben dies: Ein Spaziergang im Grünen wirkt gegen Depressionen und verbessert das Selbstwertgefühl. Forscher der Technischen Universität München und der Universität Bonn wiesen erst kürzlich die Ausschüttung körpereigener Opiate (Endorphine) im Gehirn beim Ausdauerlauf nach. Wer herumjoggt, betäubt Schmerzen und wird sich wohlfühlen. Weitere Untersuchungen bezüglich der antidepressiven Wirkung sind zurzeit im Gange.
 
Das Runner´s High führt, wie www.welt online“ am 03.03.2008 meldete, zu Stressabbau, Angstlösung, Stimmungsauflösung und verminderter Schmerzwahrnehmung. Die Ursache war bisher nicht bekannt. Nun wissen die Mediziner, dass die Endorphine auf Hirnareale einwirken, die an einer Unterdrückung der Schmerzen beteiligt sind.
 
Wer regelmässig in jeder Jahreszeit wandert, wird sich wohl nicht so schnell erkälten. Der Körper wird widerstandsfähiger, weil er eine bessere Abwehrlage besitzt.
 
Senkung der Sterblichkeit
Wie gut sich Walking auf die Gesundheit ausübt, zeigte die „Nurses“-Studie in den USA. In dieser Studie wurden 72 488 Krankenschwestern im Alter von 48–65 Jahren unter die Lupe genommen. Diejenigen, die walkten, reduzierten ihre Herzkreislauferkrankungen um 37 %.
 
In einer finnischen Studie an 7951 Zwillingspaaren im Alter von 15–64 Jahren wurden ähnliche Ergebnisse erzielt. Diejenigen, die mehr als 6 Mal pro Monat Sport betrieben, hatten um 43 % weniger mit Herzkreislaufereignissen zu tun. Bei weniger als 6 Sportübungen pro Monat betrug die Reduzierung der Ereignisse 29 %. Durch Bewegung oder Körperaktivität konnte die Sterblichkeitsrate gesenkt werden.
 
Auch Beamte profitierten
Forscher der Queens-University in Belfast zeigten kürzlich in einer Studie an 106 Beamten, wie sich regelmässige Spaziergänge auswirkten. Die bewegungsfreudigen Beamten konnten ihren Blutdruck senken und ihren Hüft- und Bauchumfang reduzieren. Auch das Herzinfarktrisiko wurde deutlich vermindert.
 
Wer sich wohl und fit fühlt, kann Joggen, Langlauf machen, Walken (forciertes Gehen), Schwimmen, Wandern, Radfahren, Paddeln, Rudern oder Tanzen. Besonders wichtig ist die richtige Dosierung. Also nicht trainieren oder einen Berg erklimmen, wenn dies zur totalen Erschöpfung oder zu Schwindel führt. Das Training sollte nach Möglichkeit regelmässig, am besten zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt werden. Die Pulsfrequenz sollte 180 minus die Anzahl Lebensjahre nicht überschreiten.
 
Auch für Kranke geeignet
Bewegung ist nicht nur für Gesunde von Bedeutung, sondern auch für Kranke. So wurden früher Krebspatienten zur Untätigkeit angehalten. Inzwischen gibt es Studien, die positive Effekte bei Krebspatienten ergaben. So führte eine moderate Bewegung zu einer Gemütsaufhellung und zu einer körpereigenen Krebsabwehr. Bewegung kann sogar das Überleben der Krebspatienten verlängern. In einer Studie von Jeffrey Meyerhardt vom Dana-Farber Cancer Institut in Boston kam heraus, dass sich bei bewegungsfreudigen Frauen mit Dickdarmkrebs die Überlebensrate statistisch gesehen um etwa 50 % erhöhte.
 
Kommentar von Wendy Demark-Wahnefried vom Duke University Medical Center im US-Bundesstaat North Carolina (laut „Spiegel Online“ vom 20.02.2008): „Es besteht gar kein Zweifel, dass die pharmazeutische Industrie eine Substanz unterstützen würde, die das Potenzial hat, das erneute Ausbrechen von Krebs um mindestens 50 % zu senken. Aber wer wird schon eine Studie unterstützen, die den möglichen Nutzen von Turnschuhen und Sporthosen bewertet.“ Ich bin derselben Meinung. Aber es ist ein Glück, dass überhaupt solche Studien durchgeführt werden.
 
In meinem Buch „A.Vogel – Aktiv gegen Rheuma“ (Verlag A. Vogel AG, Teufen) wies ich im Besonderen auf die wichtige Bewegung von Rheumapatienten hin. Auch bei diesen Patienten gilt das Sprichwort „Wer rastet, der rostet“. Eine gezielte Bewegungstherapie ist für den Rheumapatienten unerlässlich. Dabei fällt es nicht so sehr ins Gewicht, ob der Rheumatiker zu Hause Übungen nach einer vorherigen Anleitung, Übungen in der Gruppe, gezielte krankengymnastische Übungen, beispielsweise als Einzelübung in der Praxis einer Krankengymnastin, oder Bewegungsübungen im Wasser durchführt.
 
Fazit
Wie wir gesehen haben, bringen uns Bewegung und körperliche Aktivitäten eine ganze Reihe positiver Effekte, und wir können davon ausgehen, dass wir bis ins hohe Alter fit und leistungsfähig bleiben. Voraussetzung ist jedoch, dass wir schon in jungen Jahren unseren Körper regelmässig bewegen und uns für eine Vollwerternährung erwärmen. Noch etwas ist wichtig: Man sollte bei den körperlichen Aktivitäten den Ehrgeiz zügeln, nicht hetzen oder sich nicht negativ stressen. Bewegung sollte uns Freude, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit bescheren.
 
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