Textatelier
BLOG vom: 02.05.2010

Münstertal D (I): Männlicher Fluss, Mundloch, Kohlenmeiler

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Das Münstertal liebe ich von ganzem Herzen. Da fahre ich gerne immer wieder hin“, sagte ein mir bekannter, über 80-jähriger rüstiger Wanderer aus Schopfheim. Das kann ich auch von mir behaupten. Ich bin immer wieder vom Münstertal und der gleichnamigen Ortschaft begeistert. Auch die Wanderfreunde, die mit mir dieser Tage den geologisch-bergbaugeschichtlichen Wanderweg bewältigten, haben Münstertal in ihr Herz geschlossen.
 
Das lang gestreckte idyllische Tal zwischen Belchen und Schauinsland, das sich zur Rheinebene öffnet, liegt in einer magischen Landschaft. Das Tal und der gleichnamige Ort hat glücklicherweise viel von seiner Ursprünglichkeit bewahrt.
 
Am Mittwoch, 21.04.2010, fuhren Ewald von Schopfheim, Toni von Lörrach und Walter von Steinen und ich von Schopfheim ausgehend über Wembach, Böllen und Neuenweg nach Münstertal. Als wir am imposanten Rathaus ausstiegen, empfing uns der frische Belchenwind, der auch im Sommer für angenehme Temperaturen sorgt. Im Tourismusbüro begrüssten wir Karl Pfefferle jun., der uns mit diversem Info- und Kartenmaterial ausstattete. Er zeigte uns auf einem Panoramabild den von uns geplanten Wanderweg.
 
Karl Pfefferle stellte uns bei dieser Gelegenheit den Leiter des Tourist-Info, Dr. Thomas Coch, vor. Mir fiel auch die freundliche Barbara Strittmatter, die auch im gleichen Zimmer 7 wie Karl Pfefferle wirkt, auf. Es sind rührige, freundliche und sehr interessierte Menschen, die hier für den Tourismus in diesem Tal zuständig sind. Solche Leute braucht das Land, wie man so schön sagt.
 
Unser Wanderfreund Toni hatte vorher akribisch die Wanderroute ausgearbeitet. Ich fragte ihn noch, welche Wirtschaft er denn auserwählt habe. „In der Nähe des Weges gibt es 7 Wirtschaften, da werden wir schon die passende finden“, meinte Toni. Ich erkundigte mich dann noch bei Mathias Burgert, den wir am Schaubergwerk Teufelsgrund später treffen sollten, welche Wirtschaft er uns empfehlen würde. Er sagte, alle seien gut. Er empfahl uns das Bergwerkstüble, weil es direkt am Schaubergwerk Teufelsgrund liegt. Und dort kehrten wir später ein.
 
Wir fuhren zum Bahnhof, weil dort ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen (am Rathaus kann man nur maximal 2 Stunden parkieren). Auf einer Tafel am Bahnhof konnten wir uns dann den Verlauf des geologisch-bergbaugeschichtlichen Wanderwegs einprägen. Wir schlenderten vom Bahnhof ausgehend zum Rathaus und folgten der gelben Raute und der Markierung „Schlägel und Eisen“ (überkreuzter Hammer und Meissel) am Laisackerhof vorbei bis zur ersten Weggabelung. An dieser Stelle konnte man sich für die Ostroute (12 km) oder Westroute (5 km) entscheiden. Wir als stramme und geübte Wanderer wählten die längere Ostroute.
 
Danach folgten wir den Wiesentalweg. Auf diesem Pfad hatten wir immer wieder einen schönen Blick auf die Ortschaft Münstertal und das Kloster St. Trudpert. Aber wir mussten auch den Blick bergwärts richten, da auf diesem Weg einige geologisch interessante Felsformationen zu sehen waren, wie den Quarzporphyr und der Gneis. Der Quarzporphyr war mit deutlich hervortretenden weisslichen Kristallen aus Feldspat und Quarz durchsetzt.
 
Der Porphyr wurde früher für Figuren und Grabdenkmäler verwendet. Heute ist Porphyr für die Baustoffindustrie (Schotter- und Splitherstellung) interessant. Die sehr attraktiven polierten Arbeitsplatten sind für Küchen sehr gefragt.
 
Der „männliche“ Schwarzwaldfluss
Wir wanderten weiter und kamen dann zu einem Gneisfelsen und etwas später zum Mundloch des Schwärzhaldestollens. Der Stollen ist nur 30 m lang. Wahrscheinlich wurde dieser schon im Mittelalter angelegt und in der mühsamen Schlägel- und Eisen-Arbeit ausgeführt. Wahrscheinlich war die Ausbeute an Mineralien sehr ungenügend. In späterer Zeit wurde der Eingangsbereich erweitert und als Keller genutzt. Leider konnten wir nicht in den Stollen gehen, da der Boden mit Wasser bedeckt war.
 
Wir schritten dann durch das Mooswald-Tal und überquerten den einzigen „männlichen“ Schwarzwaldfluss, den Neumagen, wanderten dann jedoch nicht zum Kloster St. Trudpert hinauf, sondern den Talweg abwärts. Dann ging es wieder bergwärts, entlang der gelben Raute.
 
An einer Wegkreuzung wählten wir nicht den oberen Weg (4 km bis zum Besuchsbergwerk Teufelsgrund), sondern den rechts abgehenden (3,5 km bis zum Besuchsbergwerk). Am oberen Eichwaldweg wären wir am Gesteinstyp Metatexit (ein Gneis höheren Metamorphosegrades), am Porphyrgang, an der Halde des Trudpertstollens und an Verhaue auf dem Schindlergang vorbei gekommen. Das Haldenmaterial besteht in der Hauptsache aus taubem Nebengestein des Ganges. Man entdeckt aber auch Stücke mit weissem und gelblichem Schwerspat, gelegentlich mit rosettenartigem Kristallrasen und Spaltstücke von fast glasklarem Flussspat. Schwarzbraune Zinkblende und metallisch glänzender Bleiglanz und Pyrit sind dort auch aufzufinden.
 
Der Trudpertstollen ist etwa 800 m lang und befindet sich über dem Teufelsgrund-Gang. Aber von diesen markanten Punkten sahen wir nichts, da wir ja den unteren Weg in Richtung Neumühle und anschliessend zum Besuchsbergwerk wanderten. Der Weg war sehr gut begehbar und nicht geteert. Nur das letzte Stück mussten wir schwitzend eine asphaltierte Strasse bewältigen. Aber wir wurden nach der etwas mehr als 2-stündigen Wanderung im Bergwerkstüble der Familie Alfred Muckenhirn mit kulinarischen einheimischen Leckerbissen verwöhnt. Die Speisen, die von der freundlichen Frau Muckenhirn serviert wurden, waren sehr schmackhaft und preiswert. So ass ich ein Forellenfilet mit Butter und Brot für 6,50 Euro. Eine Bockwurst mit Kartoffelsalat kostete 6,20 Euro und ein Schmalzbrot 2,50 Euro.
 
Wir mussten uns mit dem Essen etwas sputen, weil wir um 15.00 Uhr bei einer Führung durch das Besuchsbergwerk Teufelsgrund dabei sein wollten. Wir wanderten in 50 Minuten nach der Sättigung wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Von dort fuhren wir mit dem Auto über Mulden zum Besuchsbergwerk.
 
Was erwartet uns auf der Westroute?
Wer die 5 km lange Westroute begehen möchte, dem sei heute schon verraten, was ihn dort erwartet. Unweit der Abzweigung nach dem Laisackerhof kommt der Wanderer zum Mundloch des Laisackerstollens. Die Länge des Stollens beträgt 200 m und die Mächtigkeit weniger als 1 m. Der Gang enthält Schwerspat, Quarz und Eisenspat bzw. Brauneisen. Hier fehlen Blei-, Silber- und Kupferminerale. Das Alter des Stollens ist nicht genau bekannt, man zählt ihn jedoch zu den jüngeren Stollen (Beginn des 18. Jahrhunderts).
 
Nach dem Stollen kommt der Wanderer an Quarzporphyr-Bereiche vorbei und erreicht dann den 800  m langen Riggenbachgang. Hier befinden sich die Hauptminerale Quarz, Pyrit, Zinkblnde, Kupferkies und Schwerspat. In diesem Gang wurde wahrscheinlich Kupfer für die Herstellung von Bronze gewonnen.
 
Hans-Josef Maus berichtete in einer Schrift: „Vom Mittelalter bis zur Säkularisation war die Grube häufig der Anlass zu Streitigkeiten zwischen dem ,Pater Bergdirektor’ des Klosters St. Trudpert und der oberösterreichischen Bergverwaltung in Freiburg, da beide Parteien sich aufgrund unterschiedlicher Rechtsauffassung im Besitz der Berghohheit über diese Grube glaubten. Alte Urkunden erwähnen vom Riggenbachgang die Gruben ,Segen Gottes’ und ,Gottesehr’, in denen auf mehreren Sohlen mit Unterbrechungen bis 1840 der Abbau umging.“
 
Der Wanderer sollte jedoch nicht an die Streitigkeiten denken, sondern weitergehen. Er wird dann von der Breitmatte aus den „Ausblick“ erreichen. Von hier aus hat der Tourengänger einen schönen Blick auf das Münstertal und das Belchenmassiv. Man kann es kaum glauben, dass bis zum Ausgang des Mittelalters hier im Münstertal und der umliegenden Gegend 500 bis 1000 Bergleute in mehr als 50 Erzgängen ihr Auskommen hatten. Viele Bergleute kamen aus Südtirol (so auch die Pfefferles). Viele siedelten sich hier an.
 
Nach der Anhöhe kommt der Wanderer später an einem Modell eines Kohlenmeilers vorbei. Ein alter Kohlenmeiler, der von Siegfried Riesterer an bestimmten Tagen betrieben wird, befindet sich im Ortsteil Rotenbuck und dort im Seitental „Gabel“. Die Inbetriebnahme findet 3- bis 4mal pro Jahr statt. Die Zeiten können bei der Tourist-Information nachgefragt werden.
 
Zwischen dem Kropbachtal, dem Wildsbachtal und dem Untermünstertal war bis ins 19. Jahrhundert hinein ein lebhafter Bergbau im Gange. Hier befinden sich 10 Gänge. Der Bergbau an den Galgenhalden weist Spuren von Feuersetzen wie auch von Schlägel und Eisen auf. Es sind Arbeitsmethoden, die im Mittelalter sowie zu Beginn der Neuzeit verbreitet waren.
 
Danach kommt der Wissbegierige an die Hangkanalanlage, den Erzgang „Rotte Hof“, den unteren Wildsbachstollen und an der Schmelzhütte im Wildsbach vorbei. In der Schmelzhütte wurde um die Mitte des 18. Jahrhunderts Erz verhüttet. In der Nähe befindet sich auch der 500 m lange Wuhrgraben, der heute grösstenteils verfallen ist. Teile davon sind noch zu sehen.
 
Es gibt also auch auf der Westroute viel zu sehen. Wir werden diesen Weg sicherlich ein anderes Mal begehen.
 
Fortsetzung folgt.
 
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