Textatelier
BLOG vom: 18.02.2011

Haie und Menschen: Wegen einer Suppe droht Ausrottung

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Über 400 Million Jahre haben die Haie überlebt und allen Veränderungen unserer Erdgeschichte getrotzt. Es ist mehr als nur bedenklich, dass ein vom Menschen geprägtes Image, gepaart mit einem Suppenrezept und dem Glauben an heilende Kräfte, das Ende einer Tierart bedeuten könnte.“
(Kurt Amsler)
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„Wenn die Haie sterben, stirbt das Meer und wenn das Meer stirbt, sterben die Menschen“
(Andy Cobb, Südafrikanischer Haiforscher)
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„Leise Killer im Urlaubsparadies“ oder „Haie werden immer unberechenbarer“, diese oder ähnliche Schlagzeilen las ich in letzter Zeit in diversen Zeitungen und Zeitschriften.
 
Immer, wenn ein Mensch zu Tode kommt, hat der „böse“ Hai seine Schlagzeile. Dies war auch so, nachdem kürzlich eine badende deutsche 71-jährige Urlauberin im azurblauen Meer vor dem ägyptischen Urlaubsparadies Sharm el-Sheikh tödlich von einem Hai verletzt worden war. Es handelte sich um einen Weissspitzen-Hochseehai, der schon zuvor 3 Schwimmer attackiert hatte. Nun geht unter den abenteuergeilen Touristen die Angst um.
 
In der „Badischen Zeitung“ vom 17.01.2011 hatte der Hai wieder eine Schlagzeile. „Hai tötet Surfer“, wurde in der Rubrik „Aus aller Welt“ berichtet. Ein 16-Jähriger hatte einen Hai-Angriff vor der Küste Südafrikas in der Nähe von Port St. Johns nicht überlebt. Er war das 5. Opfer an diesem Küstenabschnitt in den vergangenen 3 Jahren. In 4 Fällen endete die Attacke tödlich.
 
Das Hai-Märchen
Viele, die nichts von Haien verstehen, sehen in den Meeresbewohnern eine blutrünstige Fressmaschine. Andere bezeichnen das Tier als brutalen Blutschmecker. Überall grassieren die tollsten Horrorgeschichten. Alles ist Blödsinn! Die meisten Haie sind zwar Raubfische, den Menschen haben sie jedoch nicht auf ihrer Speisekarte. Die Tiere ernähren sich von Fischen, Robben, Plankton, Kleinlebewesen und von kranken und toten Tieren.
 
Hauptschuld am schlechten Image des Hais trug der Film „Der Weisse Hai“ bei. 1916 wurden nämlich an der Küste von New Jersey in den USA 4 Menschen Opfer von Haiangriffen. Beteiligt waren verschiedene Haie. Alle glaubten damals, es sei nur ein einziger Hai gewesen. 1974 kam der Roman „Der Weisse Hai“ von Peter Benchley in den Handel. Steven Spielberg verfilmte den Roman unter demselben Titel 1975. Der Film war ein Kassenknüller und schlug alle Rekorde im damaligen Filmgeschäft. Aber nur, weil das Kinopublikum schon damals geil auf Aktionsfilme bzw. Nervenkitzel war (Filmkritik unter www.filmrezension.de). Es wurde die Mär von der „Bestie“ weisser Hai geboren.
 
Im Film kam übrigens kein echter Hai, sondern eine Attrappe zur Anwendung. Es ist unglaublich, dass es Menschen gibt, die solche faule Hollywood-Tricks nicht durchschauen und alles glauben, was ihnen in amerikanischen Filmen und im Fernsehen präsentiert wird.
 
Es gibt nämlich viel gefährlichere Tiere. Zum Beispiel sterben pro Jahr durch Giftschlangen 75 000 Menschen, durch Skorpione 5000 Menschen, durch Krokodile 1000, durch Elefanten 500, durch Nilpferde 100, durch Spinnen 50, durch Tiger 50 und durch Quallen ebenfalls etwa 50 Menschen. Durch Schweine werden pro Jahr viel mehr Menschen getötet (45) als durch Haie. Laut „International Shark Attack File“ werden zwischen 50 und 75 Haiangriffe jährlich weltweit gemeldet. 4 enden dabei tödlich. Auf einen von einem Hai getöteten Menschen kommen 20 Millionen von Menschen getötete Haie!
 
Auch kommen mehr Menschen durch Kokosnüsse, die von den Palmen fallen, ums Leben (150). Selbstverständlich handelt es sich bei diesen Zahlen um geschätzte Grössenordnungen; genau kann das ja niemand zählen.
 
Kein Mensch spricht dann von einer „Bestie“ Schlange oder von einem gefährlichen Schwein. Wenn man der Statistik glauben soll, werden allein in New York jährlich zehnmal mehr Menschen von Menschen gebissen (darunter sind wohl viele Kinder, die manchen Erwachsenen in den Finger beissen) als weltweit Menschen von Haien (Quelle: „Schweizer Hai-Stiftung“).
 
Die Erforschung der Ursachen
Da in der Presse die unterschiedlichen Ursachen der Haiangriffe in Strandnähe kursieren (Überfischung, Anlockung von Haien durch Hineinwerfen von Fleischstücken bei Bootsausflügen oder Entsorgung von Kadavern) wollte ich vom Präsidenten Sharkproject Germany e. V., Dr. Andreas Keppeler wissen, welche Ursachen in Frage kommen. Er teilte mir in einer E-Mail vom 20.01.2010 das Folgende mit:
 
„Wir wissen es noch nicht. Ich kenne auch niemanden, der tatsächlich über einen Kenntnisstand verfügt, der eine valide Aussage über die Ursachen der Haiangriffe zulassen würde. Es gibt zu viele ,Luftpumpen’, die sich ständig hinstellen und mit viel Selbstbewusstsein Statements abgeben, die sich auf den zweiten Blick genauso als charismatisch verpackte Vermutungen herausstellen, wie die Vermutungen der Boulevardpresse. Aber es bleiben Vermutungen. Wir bemühen uns intensiv, eine wissenschaftliche, kontrollierte, überprüfbare Untersuchung zu initiieren, die Ursachenermittlung, Datenauswertung und Ergebnisinterpretation betreiben, um die stattgefundenen Ereignisse zu erklären und die dazu führenden Umstände zu verstehen. Es kann nur funktionieren, wenn mehrere anerkannte und akzeptierte, unabhängige Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen kooperieren!“
 
Das scheint der springende Punkt zu sein. Wichtig ist, dass alle Wissenschaftler an einen Strang ziehen und nicht vorpreschen und nicht gesicherte Erkenntnisse voreilig publizieren.
 
Dr. Keppeler betonte, dass die Hotelbesitzer einen 100 % sicheren Strand, frei von Haien, Seeigeln, Quallen und anderen gefährlichen Tieren und Pflanzen, und die Tauchstationsbetreiber ein intaktes Riff mit Haien wünschen (Konfliktpotenzial?!).
 
„Wir wissen zu wenig und sollten dies für den Moment akzeptieren, um uns mit dieser Einsicht auf den Weg machen ,Wissen zu schaffen’! Dieser Weg erscheint logisch und richtig, er wird aber extrem schwierig und wird auf viele Widersacher und Bremser treffen, warum? Weil man vielen Playern damit die Macht der Freiheit beschneidet! Dem narzisstischen ‚Wissenschaftler’, der fastfoodartig Thesen produziert, die er selbst nie untersucht hat und zu untersuchen gedenkt und die auch von anderen Wissenschaftlern nie überprüft wurden und werden. Er verliert plötzlich viel Zuhörerschaft, die bislang an seinen Lippen hing.“
 
Keppeler geht auch mit der Presse ins Gericht. Es gibt heute viele gering gebildete Autoren, die auch nicht die nötige Zeit haben, genau zu recherchieren. Oft schüren sie diese Panik, überbieten sich in den wildesten Theorien. Mit klaren Studienergebnissen könnte man der Presse Grenzen aufzeigen und diese des „billigen Populismus“ überführen.
 
Bei einem Angriff ruhig bleiben
Sabine Schütze, SWR-Umweltredakteurin und Hobbytaucherin, empfiehlt bei einer Begegnung mit einem Hai Folgendes: Ganz ruhig bleiben, keine hastigen Paddelbewegungen machen, versuchen zügig aus dem Wasser zu kommen. Beim Tauchen ist es sinnvoll, sich mit dem Rücken zur Riffkante zu drehen, um das Tier besser beobachten zu können. Bei einem Angriff rät sie: „Darauf hauen! Und zwar auf die empfindlichen Augen und auf die Kiemen.“ Ob das immer hilft, bleibt fraglich. Der Hai könnte schneller sein und zubeissen. Aber so weit muss es nicht kommen. Je ruhiger und gelassener man im Wasser ist, desto uninteressanter ist der Mensch für den Hai. Auch sollten Taucher in Gruppen tauchen und keine Wunden haben und auf Glitzerschmuck verzichten.
 
Interessant war, was der Schauspieler Hannes Jaenicke in einem Dokumentarfilm über Haie erlebte. Bei Dreharbeiten vor den Hawaiiküsten schwamm er mit Haien herum. „Wir wollten eben beweisen, dass Haie keine Menschenkiller sind. Ich hatte keine Angst, weil ich von der Haiforscherin Stefanie Brendl wusste, wie man sich richtig verhält. Immerhin waren wir von 60 bis 70 Haien umgeben. Ich konnte sogar welche anfassen. Und es ist nichts passiert!“
 
Gnadenlose Jagd wegen einer Suppe
Pro Jahr werden nach Schätzungen 100 bis 200 Millionen Haie durch den Menschen getötet. Der Mensch ist also der grösste Feind des Hais.
 
Die Haie sterben eines grausamen Todes. In kilometerlangen Leinen, die mit Haken versehen sind (Langleinenfischerei), verfangen sich nicht nur Haie, sondern auch Thunfische, Schildkröten oder Delfine. Entweder verletzten sich die Tiere an den Haken bei dem Versuch, sich aus den Fangleinen zu befreien oder sie ersticken qualvoll, wenn sie einen Haken anbeissen. Ist dies der Fall, können sie nicht mehr genügend sauerstoffreiches Wasser durch ihre Kiemen pumpen.
 
Wie brutal die Menschen sein können, wird einem bewusst, wenn man erfährt, dass beim Haifang mit Netzen die Flossen der Haie bei lebendigem Leib abgeschnitten werden. Der Haikörper ist für die Fischer uninteressant. Die verstümmelten Haie werden ins Meer zurückgeworfen. Kein Hai überlebt diese Prozedur.
 
Und alles wegen einer Suppe! Die Haifischflossensuppe gilt nämlich in China, Indien, Japan und in anderen asiatischen Ländern und in Amerika als eine Delikatesse. Sie soll Energie geben und ein langes Leben verschaffen. Die Fischer erhalten 6 bis 10 Dollar pro Kilo Flosse. Die Zwischenhändler und Fischmärkte verdienen horrende Summen. Restaurantbesitzer zahlen zwischen 1000 und 1500 Dollar für ein Kilogramm Haifischflossen!
 
Kein Wunder, dass durch Geldgier die Haibestände stark zurückgegangen sind. Wissenschaftler schätzen, dass heute mehr als 80 % der Bestände vieler Haiarten zurückgegangen sind. Der Weisse Hai wurde fast ausgerottet. Es gibt weltweit 70 Arten, die vom Aussterben bedroht sind, 11 stehen bereits auf der Roten Liste. Es wird höchste Zeit, dass die angeblich so zivilisierten Menschen mehr Respekt vor der Natur und Liebe zu den Tieren entwickeln.
 
Haifischprodukte sind begehrt
„Ich habe ein reines Gewissen, da ich keine Haiprodukte verzehre.“ Dies höre ich immer wieder aus dem Bekanntenkreis. Aber aufgepasst! Bei uns gibt es Haifischprodukte unter einem harmlosen Namen. Kaum einer wird den Bezug zu Haifischen herstellen. Nennen möchte ich die Schillerlocken, die auch ich in der Vergangenheit kaufte. Bei den Schillerlocken handelt es sich um den geräucherten Bauchlappen des heute völlig überfischten Dornhais. Das Rückenfilet des Dornhais wird als Seeaal verkauft. Heringshai-Steaks kommen als Kalbsfisch, Seestör oder Karbonadenfisch in den Handel. In China-Restaurants und in asiatischen Lebensmittelläden gibt es Haifischflossensuppe. Der Geschmack der Suppe kommt durch die Gewürze zustande.
 
Auch die Pharma- und Kosmetikindustrie sind scharf auf Haifischprodukte. Kollagen, das in vielen „Schönheitscremes“ vorhanden ist, gewinnen die Hersteller aus den Knorpelskeletten von Haien und Rochen. Das Haifischleberöl ist auch begehrt. Es ist in Salben und Cremes zu finden. Darüber gilt das Haifischleberöl als ein Mittel gegen Krebserkrankungen und atopischem Ekzem.
 
In den USA ist ein Anti-Krebsmittel, bestehend aus Haiknorpel, im Handel. Es findet reissenden Absatz, obwohl dieses sich als wirkungslos erwiesen hat. Ein Team von Krebsforschern der Cancer Treatment Foundation in Arlington Heighs konnte 1998 nachweisen, dass das Mittel bei schwerkranken Krebspatienten weder das Wachstum des Krebses verlangsamte noch die Genesung positiv beeinflusste.
 
William I. Lane brachte den Run auf Haiknorpel ins Rollen. Er behauptete nämlich in seinem Buch „Sharks don´t get cancer“ („Warum Haie gegen Krebs immun sind“), Haie bekämen keinen Krebs. Da war er auf dem Holzweg. Inzwischen wurden 42 Krebsarten bei Haien und verwandten Arten bekannt. Damit ist die wissenschaftliche These, dass Haie keinen Krebs bekommen können, klar widerlegt.
 
Bei uns kann jedermann auch über das Internet Kapseln mit Haifischknorpel-Extrakt kaufen. Diese Nahrungsergänzungsmittel gelten als natürliche Aufbaunahrung für Knorpel und Gelenke. Auch soll das Mittel bei Arthrose helfen. Die Anwender glauben aufgrund von Werbekampagnen an die Wirkung dieser Produkte, obwohl sich diese als nutzlos erwiesen haben.
 
Die Hersteller betonen, dass die Produkte aus europäischem Fischfang stammen und nach den Richtlinien der Lebensmittelherstellung gewonnen werden. Es wird betont, dass die Haie nicht aus überfischten Gebieten stammen. Diese gute Ausrede sorgt für eine Beruhigung des Anwenders.
 
Auch die Biomediziner versprechen sich von der Erforschung des hocheffizienten Immunsystems des Hais viel. Aber auch die Hornhaut des Haiauges ist von Bedeutung: Sie ist angeblich ein gutes Transplantat für menschliche Augen. Das Haifischleberöl wird auch erforscht, um ein wirksames Darm-Medikament herzustellen.
 
Starker Körper, wache Sinne
Als ich vor einigen Jahren anlässlich eines Seniorenausfluges von Novartis das Sea Life in Konstanz (www.sealife.de) besuchte, sah ich zum ersten Mal einen Katzenhai und einen präparierten Ober- und Unterkiefer eines Haies. Die Zähne des imposanten Gebisses hatten messerscharfe Schneidekanten. Wenn Zähne einmal ausfallen, wächst bald einer nach. Haie haben nämlich ein sogenanntes Revolvergebiss, bei dem im Laufe eines Hailebens bis zu 30 000 Zähne entstehen! Leider haben wir Menschen kein solches Gebiss. Nach dem Ausfallen der 2. Zähne kommt der Zahnersatz, der den Zahnarzt reich macht.
 
Zuhause hüte ich einen besonderen Schatz, nämlich einen fossilen 3 cm langen Haizahn. Der soll 15 Millionen Jahre alt sein. Den Zahn kaufte ich vor einigen Jahren an einer Mineralienbörse in Lörrach D.
 
Vom Hai gibt es 500 Arten. Der Kleinste, der Zwerglaternenhai, ist nur 15 cm kurz. Der Grösste ist der Walhai, der bis 14 m lang und bis 12 t schwer wird. Der Walhai und der bis 10 m lange Riesenhai ernähren sich hauptsächlich von Plankton.
 
Die Haie sind effektive und erfolgreiche Raubtiere. Das Jagen erfolgt mit feinsten Sinnen. Hier ein kurzer Überblick:
 
Hören: Die Beute wird in Hunderten Meter Entfernung wahrgenommen. Die am Kopf kaum sichtbaren 2 Öffnungen sind die Ohren.
 
Sehen: Haie sehen auch im Dämmerlicht (das Tapetum lucidum macht das Haiauge zu einer Art natürlichen Restlichtverstärker). Auf der Netzhaut befinden sich sehr lichtempfindlichen Stäbchenzellen, damit wird die Nachtsichtigkeit ermöglicht. Auf der Netzhaut sind auch Zapfenzellen vorhanden, die weniger lichtempfindlich sind. Um Farben sehen zu können, braucht das Auge mehrere Typen von Zapfenzellen. Das Haiauge ist damit nicht ausgestattet. „Haie sind deshalb vollständig farbenblind“, schrieben Autoren, die 17 Haiarten untersuchten, im Fachjournal „Naturwissenschaften – The Science of Nature“. Infos sind unter www.spiegel.de/wissenschaft zu bekommen (Titel: „Haie sind farbenblind“).
 
Orten: Der Hai hat ein Seitenlinienorgan, das sich vom Kopf bis zum Schwanz erstreckt. Er kann im Vorbeischwimmen ein zu untersuchendes Objekt durch seine Schwanzflosse mit einem Wasserschwall befluten und die reflektierte Druckwelle durch das Seitenlinienorgan interpretieren.
 
Riechen: Haie riechen mit den Riechzellen, die sich in den Nasenöffnungen befinden, Blut oder Ausscheidungen kilometerweit. Rekordhalter sind bestimmte Riffhai-Arten, die Fleischextrakte selbst in einer Verdünnung von 1:10 Milliarden riechen können.
 
Schmecken: Mittels der Geschmacksknospen in Gaumen und Schlund prüft der Hai, ob ihm etwas schmeckt oder nicht. Menschenfleisch scheint ihm nicht zu schmecken.
 
Fühlen (von Bioelektrizität): Bewegungen der Beute werden mit Nervenzellen des Ferntastsinns und den Elektrosensoren der Lorenzinischen Ampullen wahrgenommen. Diese Ampullen bestehen aus dünnen, schleimgefüllten Kanälen. die über Poren mit der Hautoberfläche verbunden sind. Haie nehmen mit diesem empfindlichen Sinnesorgan schwache elektrische Spannungsfelder wahr, die vom Herzschlag oder von Muskelkontraktionen der Beutetiere stammen.
 
Tasten: Auf der Haischnauze befinden sich wie im Gaumen Tastsensoren, die beim Untersuchen von Objekten eine wichtige Rolle für die Tiere spielen. So dient der sogenannte Gaumenbiss ebenfalls der Untersuchung, wie das Berühren von unbekannten Objekten mit der Schnauze.
 
Beissen: Der Hai entwickelt beim Beissen eine grosse Kraft.
 
Ich habe mich immer gewundert, warum der Hai ruhelos und elegant und mit offenem Maul herumschwimmt. Das hat 2 Gründe: Durch den offenen Mund gelangt Wasser an die Kiemen und diese nehmen den lebensnotwendigen Sauerstoff darin auf. Ausserdem hat der Hai keine Schwimmblase (Knochenfische steuern damit, ob es nach unten oder oben gehen soll). Der Hai steuert den Auftrieb mittels seiner ölhaltigen Leber. Um nicht abzusinken, muss der Hai in Bewegung bleiben.
 
Man kann sich leicht vorstellen, dass das dauernde Herumschwimmen Kraft kostet. Der Hai kann dies gut bewerkstelligen, da er fast nur aus Muskeln besteht. Die Flossen sind ausgezeichnete Schwimmhilfen (Brustflossen sorgen für den Auftrieb, Rückenflosse hält mit der Schwanzflosse pfeilgenau die Richtung).
 
Der Hai ist deshalb so schnell, weil seine Haut mit kleinen Hautzähnchen, den Dentikeln besetzt ist (diese bestehen tatsächlich aus Dentin, dem Material, aus dem die Zähne sind). Da diese in Strömungsrichtung wachsen, gibt es fast keinen Widerstand. Der Effekt kommt dadurch zustande, dass kein Material einen geringeren Strömungswiderstand zum Wasser hat als Wasser selbst. Haihaut ermöglicht durch seine ausgeklügelte mikroskopisch sichtbare Struktur, dass Wassermoleküle in dieser speziellen Haut quasi Aussenpositionen beziehen. Dadurch werden die Strömungswiderstände beim Schwimmen minimiert. Das nutzten Hersteller von Schwimmanzügen, die ähnlich wie die Haihaut aufgebaut sind. Wettkampfschwimmer waren dann schneller als die Konkurrenz mit herkömmlichen Anzügen. Diese Schwimmanzüge sind aber inzwischen bei Wettkämpfen wieder verboten worden.
 
Gesundheitspolizei Hai
Haie haben im Ozean eine wichtige Funktion als Gesundheitspolizei. Sie beseitigen beispielsweise kranke und schwache Meerestiere, und tragen somit zur Gesundheit der Beutetier-Bestände bei. Haie verhindern aber auch eine zu starke Vermehrung der Beutetiere und sind auch indirekt verantwortlich für die Wasserqualität.
 
Dazu ein Beispiel: Nachdem 1/3 der Haie – darunter befindet sich ein wesentlicher Teil der grossen Haiarten durch intensive Langleinenfischerei – an der Küste der USA ausgerottet waren, gab es eine starke Vermehrung der Beutetiere ( so vermehrte sich die Kuhnasenrochenpopulation explosionsartig!). Diese Beutetiere verzehrten viele Muscheln. Die Folge war, dass die Wasserqualität sich verschlechterte. Die Muscheln sorgen nämlich für sauberes Wasser. Wird das Wasser verunreinigt, kann kaum ein Fisch darin leben. So brach in der Folge der Beseitigung der Haipopulation auch die ganze Muschel-Industrie (Sea-Scallops) zusammen.
 
„Wenn eine Tierart verschwindet, hat es Folgen auf das ganze Ökosystem und auf die Zukunft unserer Erde“, so Hannes Jaenicke.
 
Der Hai muss unbedingt geschützt werden. Zum Glück gibt es Menschen und Organisationen, die sich tatkräftig für den Erhalt des hochspezialisierten und effektiven Jägers, den es übrigens schon 450 Millionen Jahre im Meer gibt, einsetzen. Besonders erwähnen möchte ich das Sharkproject International (www.sharkproject.org), WWF (www.wwf.de) und die Schweizer Hai-Stifung (www.hai.ch). Die Hai-Stiftung engagiert sich seit 1997 für den Schutz und die Erforschung der Haie. Der Leitspruch dieser Stiftung lautet: „Haie bedrohen nicht uns. Wir bedrohen die Haie“
 
Andreas Keppeler über das Sharkproject Deutschland (shark = Hai): „Durch die bisherige Arbeit von Sharkproject Inernational wurde wirksam eine Entkriminalisierung des Rufes der Haie bewirkt. Das grosse Ziel der nationalen und internationalen Organisation von Sharkproject muss es sein, die gesamte Nachfrage nach Haiprodukten versiegen zu lassen. Ausschliesslich dies bringt effektiven Schutz der Haie. Das kann nur durch Aufklärung über die Gefahren durch Haikonsum (Methylquecksilber) und dessen Folgen funktionieren. So können wir als Organisation einen erheblichen Beitrag zur Rettung des Lebensraums Erde leisten.“
 
Anmerkung: Die Haischutzorganisation Shark Foundation hat etliche Kampagnen und Projekte und Langzeitprojekte laufen. Schulen und Lehrer können kostenloses Unterrichtsmaterial für alle Schulstufen anfordern (www.sharkproject.org E-Mail: info@sharkproject.org).
 
Danksagung: Dr. med. Andreas Keppeler, Präsident Sharkproject Germany e. V., danke ich sehr herzlich für die übermittelten wertvollen Informationen und für die Durchsicht des Manuskriptes.
 
Internet
www.swr.de („Die Mär vom bösen, weissen Hai“)
 
Literatur
Amsler, Kurt; Vogel, Thomas: „Haie – gejagte Jäger“, „Natürlich“, 2007-02.
Jaenicke, Hannes: „Wut allein reicht nicht“ (Wie wir die Erde vor uns schützen können), Gütersloher Verlagshaus, ISBN: 978-3-579-06761-2.
Ritter, Erich: „Mit Haien sprechen“, Verlag Kosmos, Stuttgart 2004.
Ritter, Erich: „Das Lächeln der Haie“, Verlag Dr. Werner Steinert, 2001.
Ritter, Erich; Brunnschweiler, Jörg: „Körpersprache der Haie“, Verlag Dr. Werner Steinert, 2002.
Streckfuss, Werner: „Von Haien und Menschen“, Sparkassen-Schulwissen, Stuttgart 2011-01.
JSC: „Leise Killer im Urlaubsparadies“, Bild+Funk, 2011-01.
 
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