Textatelier
BLOG vom: 26.02.2013

4 Kardinaltugenden und unangemessenes Verhalten

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Die allmächtigen Priester erteilen im Beichtstuhl die Absolution an Sünder. Sie sprechen auch sich selbst von Sünden frei. Das scheint ihr Privileg zu sein, das sie mit den Politikern teilen. Die katholische Kirche anerkennt 4 Kardinaltugenden: Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Mässigung.
 
Der Kardinalfall
Der Kardinal von Schottland, Keith O’Brien, wurde bezichtigt, sich an Seminaristen vergriffen zu haben. Er bestreitet die nach 30 Jahren aus seiner Vergangenheit aufgetauchten Gerüchte vehement. Sie wurden damals, wie üblich, vertuscht: Eine Praxis, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Der Papst Benedict XVI. hat O’Brien eine Woche vor seiner Abreise nach Rom (in den Vatikan) von der Papstwahl ausgeschlossen. Im Monat März 2013 wollte O’Brien anlässlich seines 75. Geburtstags seinen Ruhestand antreten.
 
O’Brien hat sich folgende Absolution erteilt: „Looking back over my years of ministry: For any good I have been able to do, I thank God. For any failures, I apologise to all whom I have offended.” („Im Rückblick meiner Jahre im geistlichen Amt danke ich Gott für alles Gute, das ich tun konnte. Für ein allfälliges Versagen entschuldige ich mich gegenüber allen, die davon betroffen sind.") Nachträglich bemerkte O’Brien, dass er sein Rücktrittsschreiben schon vor Monaten eingereicht habe …
 
Als Kavaliersdelikt wurde noch vor wenigen Jahren das verstohlene sexuelle Betasten von Frauen bagatellisiert. Man erinnert sich etwa, wie ein Pfarrer während der Tennisspiele in Wimbledon eine Frau hinterrücks geknutscht hatte. Immerhin sind heute Männer etwas vorsichtiger geworden, ausser Silvio Berlusconi, Dominique Strauss-Kahn und gewisse Fussballspieler. Frauen nehmen heute solche unstatthaften Übergriffe nicht mehr hin. Selbst das graue Haar eines Mannes gewinnt DNA-Beweiskraft … Damit sei beileibe nicht gesagt, dass Frauen allesamt Unschuldsengel seien. Es kommt immer wieder vor, dass Männer seitens Frauen fälschlicherweise der Vergewaltigung angeklagt werden.
 
Der Fall von Lord Chris Rennard
Mich überrascht immer wieder, wie grosszügig die Königin von England Adelstitel („peerage“) an Unwürdige verteilt. Dieser alte Zopf, wie auch die Perücken der Richter, gehören in den Mistkübel der Vergangenheit, in die Verbannung.
 
Dieser Lord, auch als „reynard“ (Fuchs) bezeichnet, hat der Liberal-Demokratischen Partei zum politischen Durchbruch verholfen, wofür ihm der liberale Parteipräsident Nick Clegg öffentlich dankte, denn ohne diesen Lord hätte er seien Posten nicht gewonnen … Auch Lord Rennard bestreitet resolut, sich jemals Frauen gegenüber auf unangemessene Weise benommen zu haben („inappropriate conduct“). Auch dieses Gerücht eines Sexskandals wurde mit allem Nachdruck vertuscht, von seinen Partisanen, in erster Linie von Nick Clegg, dem unbeliebten Vizepremier.
 
Lord Rennard zog sich im Jahr 2009 aus „gesundheitlichen Gründen“ aus der Politik zurück. Doch die Politik ist wie eine Sucht: Vor wenigen Tagen spielte er am „Parliamentary Pancake Race“ (am Parlamentarischen Pfannkuchen-Rennen) mit und trug bezeichnenderweise eine blaue Schürze mit dem Aufdruck „Rehab“ (Rehabilitation). Diese Schürze wurde zu seinem Verhängnis. 2 qualifizierte Mitarbeiterinnen von Clegg befürchteten, dass Lord Rennard wieder in die Politik einsteigen wolle. Diesmal liessen sie sich den Mund nicht zustopfen. Jetzt wird eruiert, weshalb ihre Fingerzeige nicht aufgegriffen worden sind. Selbst der wendige Clegg kann nicht länger behaupten, dass er davon keine Kenntnisse gehabt habe.
 
Mehr von diesen und anderen Rankünen im Zusammenhang mit „inappropriate conduct“ möchte ich den Lesern nicht zumuten. Eines ist sicher: Solche Skandale werden sich wie Osterglocken entfalten.
 
 
 
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