Textatelier
BLOG vom: 29.04.2014

Habe ich das Leben vereinfachen können? Ja und Nein

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Die Technologie ist mir über den Kopf gewachsen. Die in meinem PC eingebetteten Programme werden immer wieder aufdatiert. Das erschwert mir den Zugang. Die von Technokraten verfassten Gebrauchsanweisungen strotzen vor Fachausdrücken, mit denen ich nicht zurecht komme, es sei denn, ich investierte viel Zeit, die ich anderen Dingen vorbehalten möchte. Ich bin keine Plaudertasche und brauche folglich kein Facebook, noch ein mit Apps vollgestopftes Handy. Junge Leute glauben, ich sei hinterm Mond daheim.
 
Mein Fotoapparat kommt mit wenig Pixel aus und liefert mir weiterhin durchaus annehmbar klare Aufnahmen. „Multitasking“? Ich kann mich bloss auf eine Aufgabe zugleich konzentrieren. Verfasse ich einen Text, habe ich, je nach thematischen Anforderungen, als 1. Schritt vorbereitend eine Literaturrecherche durchgeführt. Die Schlüsselwörter verankere ich als 2. Schritt handschriftlich in meinen Notizblock. Dann beginnt der erfreulichste 3. Teil meiner Aufgabe: die Niederschrift. Mein alter Samsung-Drucker liefert mir zuletzt den Entwurf zur Durchsicht. Diese Durchsicht sollte ich mehrmals wiederholen, denn nachträglich entdeckt man immer wieder Fehler … Das Fehlerteufelchen behält das letzte Wort.
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Für Werbebotschaften in Zeitschriften, und ganz besonders im Fernsehen, habe ich ebenfalls wenig Zeit und Geduld übrig. Die ganzseitigen Inserate beachte ich nicht. Die Stummtaste im Fernseher ist mir sehr dienlich, um solche Einschübe, die immer länger ein Programm unterbrechen, von meinen Ohren fernzuhalten.
 
Ausgeklügelte Programme, um die im Haushalt verbrauchte Elektrizität laufend zu überwachen, brauchen wir nicht. Die Zentralheizung lässt sich auf Knopfdruck an- und abschalten. Die Installation und Wartung solcher Anlagen ist teuer, und die Amortisation der Kosten dauert Jahrzehnte. Bis dann müssen sie mehrmals durch neue aufdatierte Programme ersetzt werden. Anderseits preise ich die Lichtschalter. Als Kind wurde ich angehalten, Deckenlichter bei Nichtgebrauch auszuschalten.
 
Auch Lebensmittel vergeuden wir nicht. Wir kaufen nicht mehr als wir verzehren können – allen verführerischen Sonderangeboten zum Trotz. Noch eines: auf Pump kaufen wir nichts!
 
Soweit so gut. Ich habe etliches in meinem Leben vereinfacht, mit anderen Worten so belassen, wie es meine Eltern mir vorgelebt und empfohlen hatten. 
Eines aber muss ich mir grundsätzlich hinter die Ohren schreiben: Ich ärgere mich zu stark über Dinge, die sich anscheinend nicht ändern lassen. Über Ostern hat sich der britische Premier David Cameron verlautbart, dass England eine christliche Nation sei.
 
Seine Aussage hat bereits 2440 Leserzuschriften (Ja und Nein) gezeitigt. Wie sein Vorgänger Tony Blair, der Brandstifter im Irak, der sich zum Katholizismus bekehrte, sollten beide davon absehen, ihre scheinheiligen Offenbarungen der Nation aufzutischen. Religion ist und bleibt Privatsache. So halten es Lily und ich in unserer Ehe.
 
Es gilt, Missstände anzuprangern und Toleranz zu erweisen, welche nach und nach in Gerechtigkeit durchsickern sollte, um die Kluft zwischen Arm und Reich zu mildern und den Rechtsmissbrauch zu dämmen. Mit Kanzelpredigten über Ostern wird nichts erreicht. Die Oberhirten des Christentums erscheinen mit Pomp und leben in Palästen, so gut wie das Königshaus. Das hat alles nichts mit Religion zu tun.
 
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