Textatelier
BLOG vom: 20.10.2015

Kapriolen und Kaprizen als Vorstufen

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Kapriolen sind das Vorrecht der Jugend, seien es munter hüpfende Zicklein oder neckisch miteinander spielende Kleinkinder. Ach! Die Zeit zu Kapriolen ist viel zu kurz bemessen. Im Kindergarten müssen sie sich artig benehmen … Wer sich schlecht benimmt, wird gerügt, zuerst sanft, dann nachdrücklicher. Das behagte mir nicht, und ich wurde kapriziös – störrischer Esel, der ich war. Noch heute suche ich, wenn notwendig, Zuflucht in meine Kaprizen, artig bemäntelt, versteht sich.

Künstler aller Art, stelle ich immer wieder fest, schätzen Kapriolen und Kaprizen, von Hieronymus Bosch (*) bis zu Pablo Picasso. Komponisten, sogar Johann Sebastian Bach, und ganz besonders Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Vivaldi, liessen das Capriccio in ihrer Musik einfliessen.

Sind Kapriolen und Kaprizen Vorstufen zur Kreativität? Sie können es sein. Sie spornen die Fantasie an und fördern das unabhängige Denken.

Im gesellschaftlichen Würgegriff jedoch verkümmern diese Vorstufen. Der Erwachsene muss sich konform verhalten. Sein Spielraum ist eingeengt, von Pflichten und Verpflichtungen gebändigt.

In meinem Manuskript “Das schöpferische Klima” habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt. Meine Neugier trieb mich, gleichgesinnte Vorbilder in der Literatur zu finden. Ich teilte mein Leben zwischen Pflichten, dem Lebensunterhalt vorbehalten, und Oasen, worin ich mich erholte. Heute kann ich mich in diesen Oasen nach Herzenslust tummeln.

 

* Anmerkung: Ebenfalls als Jüngling versuchte ich vergeblich den Zugang, um die Beweggründe von Hieronymus Boschs Schaffen zu erschliessen. Das ist ein Fragezeichen geblieben. Die einschlägige Fachliteratur hat mich in die Sackgasse getrieben.

 


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