Textatelier
BLOG vom: 17.04.2016

Geist und Klang: Bachs Vermächtnis – Die Kunst der Fuge

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Dieses Alterswerk von Johann Sebastian Bach entstand zwischen 1749 und 1750. Am 14.04.2016 legte ich die Schallplatte mit seinen Fugen auf den Tonabnehmer meines Plattenspielers, nachdem ich zum ersten Mal den Begleittext von Erich Schwabe aufmerksam gelesen hatte – und mir das Licht aufging.

Die 11 “Contrapunctus” und “Fuga a 4 Soggetti”, wurden auf der Grossen Orgel der St. Laurenskerk in Alkmaar (NL) von Helmut Walcha gepielt. Diese Werke hatten den Musikwissenschaftler viele Rätsel aufgegeben und wurden lange der Musiktheorie zugewiesen. Die Schallplatte erschien 1956 in der “Archiv Produktion”. Damit war “diesem Wunder der Auferstehung”, wie sich Erich Schwabe ausdrückte, endlich der Weg gebahnt, und es wurde als Bachs geniales Vermächtnis gewürdigt: sein Einklang zwischen Geist und Klang.

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Unentwegt suche ich nach wie vor den Einklang zwischen Geist und Wort. Wieweit mir das gelingt, sei dahingestellt. Ich kann bloss hoffen, dass der Zufall mir weiterhin beispringt. Dem Wort Essay (Versuch) messe ich vermehrte Bedeutung zu. Wer schreibt heute noch Essays? Und wer liest sie? Im Internet findet man eine lange Liste von Essayisten bis in die jüngste Gegenwart. Von Ausnahmen abgesehen, erscheinen sie selten in den Druckmedien. Sie ertrinken wie Blei in der heutigen Medienflut. Diese Prosakunst ist den Kennern und Liebhabern vorbehalten. Genauso wie Bachs Fugen.

Man sollte dankbar sein, dass es solche Nischen gibt. Das Textatelier ist eine Schutzinsel für die Blütenvielfalt aus vielseitigen Nischen. Autoren aus allen Bereichen finden dort Unterkunft und eine wachsende Leserschaft.

 


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