Textatelier
BLOG vom: 24.03.2006

Was soll man denn noch tun? Verwirrungen im Arbeitsleben

Autor: Walter Hess
 
Die neoliberale Globalisierung mit ihren Vereinfachungs- und Rationalisierungstendenzen frisst Arbeitsplätze. Denn der Gewinn steigt, wenn mit weniger Menschen mehr produziert werden kann. Ganze Kontinente wie Afrika können da nicht mehr mithalten und verarmen. Arbeiterorganisationen (Gewerkschaften und Sozialdemokraten) machen bei dieser Vermehrung des Reichtums für Reiche unerklärlicherweise an vorderster Front mit, vielleicht weil die Arbeiterführer einen guten Posten in einem globalisierten Unternehmen oder Staatenbündnis (wie der EU) erwarten, und möglicherweise auch deshalb, weil das Elend, das so unter der Arbeiterschaft gefördert wird, wieder gewerkschaftlichen Einsatzmöglichkeiten wie Streiks den Boden bereitet. Vielleicht sind auch noch simple wahltaktische Gründe im Spiel, sicher aber nicht Gedanken ans Wohlergehen der Arbeiterschaft.
 
Das Wegrationalisieren von menschlichen Arbeitskräften wird oft durch Frühpensionierungen aufgefangen. Leistungsfähige Menschen voller Tatkraft und mit einem Rucksack voller Erfahrungen werden zum alten Eisen geworfen, entwickeln psychische Erkrankungen und landen bei der Invalidenversicherung (IV). Diese Sozialinstitution gerät in der Schweiz jeden Tag um 4,7 Mio. CHF tiefer ins Schuldenloch und ist zurzeit gerade in der 5. Revision begriffen. 17 % aller über 60-jährigen Schweizer Männer beziehen heute eine IV-Rente. Die Invalidisierung hat immer häufiger psychische Gründe und betrifft zunehmend auch junge Menschen. „Invalid“ bedeutet kraftlos, schwach, gebrechlich, hinfällig.
 
Ältere Menschen werden vom Arbeiten abgehalten, und die Jungen sind nicht in der Lage, für diese aufzukommen, deren Unterhalt zu übernehmen, oder aber sie wollen es nicht. In Frankreich sind dieser Tage erhebliche soziale Unruhen ausgebrochen, weil die Regierung den Kündigungsschutz im Arbeitsrecht lockern will: Wer einmal eine  Stelle erhalten hat, kann praktisch nicht mehr entlassen werden, auch wenn er arbeitsuntauglich, faul ist oder es andere Verhältnisse erfordern. Also stellen die Unternehmen kaum noch jemand ein; das Risiko ist zu hoch. Das neue Arbeitsgesetz von Premierminister Dominique de Villepin sieht deshalb vor, dass Anstellungen von jungen Menschen bis zum Alter von 26 Jahren in den ersten 2 Jahren ihrer Berufszeit praktisch ohne Grund kündbar sein sollen. Er hofft, dass dadurch mehr junge Leute überhaupt erst einmal eingestellt werden, denn die Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich ist extrem hoch. Darob ist es zu blutigen Krawallen und Universitätsbesetzungen gekommen.
 
Die Globalisierung zeigt ihre Früchte in Form von chaotischen Zuständen: Generationenkonflikte, psychische Schäden und andere Krankheiten, Krawalle, Divergenzen zwischen Regierungen und Regierten. Lösungen sind nicht in Sicht. Bei der IV-Revision gilt in der Schweiz der Grundsatz „Eingliederung vor Rente“. In der Globalisierung gilt: „Ausgliederung, damit es für die Mächtigen rentiert.“
 
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