Textatelier
BLOG vom: 08.08.2006

Die Mysterien des verlängerten oder verkürzten Lebens

Autor: Heinz Scholz
 
Schon im Blog „Mann und Risiko: Leben Paschas wirklich länger?“ vom 14.03.2005 wies ich auf mögliche Erklärungen hin, warum Männer früher sterben als Frauen. Damals wurde ja behauptet, dass Paschas länger leben würden, aber nur auf der karibischen Insel Martinique. Dort fühlen sich Paschas, die faulenzen und herumlungern und trotz allem ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben, sehr wohl. Sie führen ein unbeschwertes Leben und werden uralt.
 
Aber schliesslich kann nicht jeder Mann ein Pascha sein. Nach neusten Untersuchungen gibt es jedoch Möglichkeiten, sein Leben auf andere Weise zu verkürzen oder zu verlängern: Eine Untersuchung der Universität Liverpool ergab jedenfalls, dass Männer in England, die mit dem Alkohol liebäugeln und auch trinken, 10 Monate früher ins Gras beissen. Auch alkoholumsäuselte Frauen müssen ihre Exzesse büssen: Sie verlieren 5 Monate ihres Lebens.
 
Dazu einige Zahlen, was immer man davon halten mag: Jeder 5. Engländer trinkt an mindestens einem Abend der Woche mehr als 2,2 Liter Bier. Das sind auf einmal gewaltige Mengen für unsere Leber. Diese muss Schwerstarbeit leisten, um die Alkoholmengen abzubauen. Es ist wahrscheinlich, dass die an einem Tag zugeführten grösseren Alkoholmengen mehr Schäden verursachen als das regelmässige moderate Trinken.
 
Bei der englischen Untersuchung ergaben sich auch regionale Unterschiede: Im Norden des Landes, in Blackpool, sterben Männer im Durchschnitt sogar 23 Monate und Frauen 13 Monate früher. Auf der britischen Insel liegt die Lebenserwartung für Männer übrigens bei 76 Jahren, während Frauen im Schnitt 5 Jahre länger leben.
 
Nach dieser Meldung in diversen Zeitungen und im Internet gab ein Leser einen Kommentar ab. So äusserte L. S.: „Was solls, der Schweinebraten kostet uns wahrscheinlich 3 Jahre, die Sachertorte auch usw., dafür hats geschmeckt. Vertan wäre das Leben, wenn ich, ohne Spass daran zu haben, sehr alt werden würde.“
 
Den Kummer im Alkohol ertränken?
In der „Badischen Zeitung“ vom 7. August 2006 verwies „hup“ auf den 96 Jahre alt gewordenen Professor Thure von Uexküll, der sich keine Gedanken um die Gesundheit gemacht hat und bis ins hohe Alter gesund blieb. Er kümmerte sich nicht um den Kummer. Denn dieser ist ungesund und verkürzt das Leben. Vielleicht, so mutmasste der Schreiber, ertränken die Engländer ihren Kummer mit grösseren Mengen Alkohol. Aber jedermann weiss, dass die Wirkung von Alkohol bei Kummer nur kurzfristig anhält. Aber lassen wir den Kommentator selber zu Wort kommen: „Dennoch wüssten wir gerne, an wem die Liverpooler ihren Befund gemessen haben, an abstinenten Mullahs im Iran, am Herrn von Uexküll, an der Queen? Die sieht immer so bekümmert aus. Dennoch wird sie uns noch alle überleben – und Charles und Camilla sowieso. Denn: Auch Sturheit hält fit.“
 
Sturheit und Egoismus halten nicht nur fit, sondern bringen auch ein langes Leben. Dies habe ich in meinem Bekanntenkreis beobachtet. Auch wer einmal das Alter von Prominenten unter die Lupe nimmt, wird Erstaunliches bemerken: Diejenigen, die egoistische Züge aufwiesen und eine Portion Sturheit zeigten, lebten am längsten. Die Sanftmütigen hatten schlechte Karten. Leider. Und nun zu anderen interessanten Studien.
 
Rotwein bremst das Altern
Das im Rotwein enthaltene Resveratrol soll für einen Anti-Aging-Effekt verantwortlich sein. Italienische Wissenschaftler, dies vermeldete „Medical Tribune“ (Ausgabe 10, 2006), führten diese Substanz einer etwa 9 Wochen lebenden Spezies von Flossentieren in unterschiedlichen Dosen zu. Diejenigen, die am meisten von der Substanz bekamen, lebten 60 % länger. Mit 12 Wochen waren sie noch fertil und fit. Der Wermutstropfen im Glas Rotwein: Der Mensch müsste 72 Flaschen Rotwein trinken, um die entsprechende Dosis Resveratrol aufzunehmen. Eine Möglichkeit wäre, diese Substanz zu isolieren und in konzentrierter Form als Arzneimittel auf den Markt zu bringen.
 
Aber vielleicht reicht das tägliche Quantum von Rotwein schon aus, um gewisse Wirkungen zu erzielen. Rot- und auch Weissweintrinker, die täglich ein Viertele trinken, führen ihre Fitness auf diese edlen Tropfen zurück.
 
Alkoholfreies Bier verringert DNA-Schäden
Alkoholfreies Bier soll die DNA-Schäden an Leber, Lunge und Niere um bis zu 85 % senken. Dies haben Wissenschaftler der Okayama University in Tests an Mäusen nachgewiesen. Man weiss, dass heterozyklische Amine bestimmte Krebskrankheiten auslösen. Die Forscher sind der Ansicht, die Bestandteile im Bier würden die Anbindung der Amine an Zellen verhindern. In der westlichen Welt werden etwa 6 % aller Krebserkrankungen durch schweren Alkoholkonsum verursacht. Auch brachte man heraus, dass ein massvoller Alkoholkonsum das Risiko einer Herzerkrankung vermindert. Laut www.medizinauskunft.de nehmen jetzt die Forscher die Vorteile und Risiken von alkoholhaltigem Bier in Augenschein.
 
Warum sterben Männer früher?
In Deutschland haben Frauen eine um 6 Jahre höhere Lebenserwartung. Bisher war dies ein ungelöstes Rätsel. Man vermutete auf der einen Seite Gene und Hormone, auf der anderen Seite die verhaltens- und umweltbedingten Faktoren. So spielen das Essverhalten, der Konsum von Zigaretten und Alkohol, der Stress und die Gesundheitsvorsorge wichtige Rollen.
 
Marc Luy von der Universität Rostock fand in Klöstern das ideale Testfeld, da Frauen und Männer dort nahezu unter gleichen Bedingungen leben. Wie in der Fernsehsendung „Quarks & Co“ (www.quarks.de) berichtet wurde, überprüfte Luy die Lebensdaten von fast 12 000 Nonnen und Mönchen. Das Ergebnis war erstaunlich: Die Mönche lebten nur 1 bis 2 Jahre kürzer als die Nonnen. Die Mönche können sich über die 5 zusätzlichen Jahre gegenüber den jenseits der Klostermauern lebenden Männern freuen.
 
5 gute Gründe stellte der Versuchsleiter fest: So rauchen die Mönche seltener und trinken weniger Alkohol. Männer sind risikoreicher, so beim Autofahren, beim Sport oder bei der Berufswahl. Auch Mönche sind davon nicht ganz gefeit.
 
Männer ernähren sich meistens ungesund, während sich Mönche beim Essen mässigen. Sie erhalten eine Kost aus der Klosterküche, die ausgewogen und als gesund gilt.
 
Männer kämpfen ständig um den beruflichen Aufstieg. Dies erzeugt schädlichen Stress. Die Mönche brauchen keine Gedanken darüber zu verschwenden. Sie leben ja in festen sozialen Verhältnissen.
 
Und schliesslich der letzte Punkt: Die Mönche haben weniger Stress. Sie brauchen sich keine Sorgen um den Arbeitsplatz zu machen, müssen kein Engagement bei der Erziehung von Kindern zeigen und bleiben von Beziehungskonflikten verschont.
 
Trendwende in Sicht
Es ist jedoch eine Trendwende auszumachen. Die Frauen holen bald die Männer bezüglich der kürzeren Lebenserwartung ein. Viele Frauen rauchen und trinken inzwischen mehr als in früheren Jahren. Es gehen auch deutlich mehr Frauen zur Arbeit. Dort sind sie dem täglichen Stress genauso ausgesetzt wie die Männer. „Alles in allem holen Frauen auf, was den männlichen Lebensstil angeht – mit sämtlichen Vor- und Nachteilen“, schreibt Silvio Wenzel von „Quarks & Co“.
 
Man braucht nicht unbedingt ins Kloster zu gehen, um ein höheres Lebensalter in vitaler Frische zu erreichen. Es ist durch etwas Sturheit, mit weniger Stress und Kummer, durch ein ausgeglichenes Familienleben, durch mehr Freude, mässiges Trinken und gesundes Essen ebenfalls zu erreichen. Die Männer sollten das „Tier im Manne“ besänftigen und nicht immer das „starke Geschlecht“ herauskehren. Aber all das wird schwer zu realisieren sein. Erst neulich hörte ich von einem risikofreudigen Mann, dass man wenig gegen das Testosteron (männliches Hormon) ausrichten könne. Die Mönche können dies allerdings (oder?).
 
Auch kann man ein glückliches Leben ohne all die Exzesse haben. Wer jedoch, wie der Leser in dem erwähnten Kommentar, nur Sachertorten und Schweinsbraten in sich hineinschaufelt, wird eines Tages seine letzten Jahre wohl nicht so glücklich und zufrieden verbringen, da ihm sicherlich Krankheiten zu schaffen machen. Dann vergeht ihm der Spass.
 
Kriegsgifte verkürzen das Leben
Traumatische Kriegserlebnisse, aber auch die schlechte Versorgung und die auf den modernen Schlachtfeldern befindlichen Giftabfälle, einschliesslich radioaktive Stoffe, führen verständlicherweise zu einer geringeren Lebenserwartung der Soldaten und der Zivilbevölkerung. 1991, im 2. Golfkrieg, erkrankten 30 % der US-Soldaten am Golfkriegssyndrom. Als Ursachen kommen in Frage: das hochtoxische und radioaktive abgereicherte Uran (Depleted Uran), die brennenden Ölfelder (Freisetzung von Dioxin!), Anthrax-Impfstoffe und chemische Kampfstoffe (Nervengifte). Es wurde auch, wie die Universität Kassel im Internet berichtet (www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/USA/kofoet.html), eine mysteriöse Lungenentzündung („mystery pneumonia“) beobachtet. Daran starben inzwischen etliche Soldaten.
 
Aber damit noch nicht genug. Die nach dem Krieg gezeugten Kinder wiesen Missbildungen auf. Es ist bemerkenswert, dass die für diese Verbrechen an Soldaten und Zivilpersonen verantwortlichen Politiker sich keinen Deut um die Toten und die verkürzte Lebenszeit kümmern. Dafür haben sie die Chance, ein langes Leben zu erreichen, weil sie fernab von den Geschützen und Giften sind.
 
Infos im Internet
 
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