Textatelier
BLOG vom: 04.03.2007

Das Schauspiel der Mondfinsternis aus Bibersteiner Sicht

Autor: Walter Hess, Biberstein AG
 
Das war wie im grossen Welttheater mit den besten, am Jurasüdhang stufenförmig angeordneten Sitzplätzen, zum Beispiel in Biberstein bei Aarau (Schweiz): Genau zu Beginn der Mondfinsternis am späten Samstagabend, 3. März, um 22.30 Uhr, schob sich der teilweise aufgelockerte Wolkenvorhang wie nach Regieanweisung zur Seite (nach Osten) und gab den Blick in einen sternenklaren Himmel frei. Das Schauspiel mit dem Mond als Hauptdarsteller begann. Die Spannung steigerte sich kontinuierlich – erstmals seit dem 28. Oktober 2004 wieder. Die Beleuchtungstechniker hatten es so eingerichtet, dass der Mond allmählich von unten links her langsam vom Erdschatten abgedunkelt wurde, und um 23.44 Uhr war der Mond dann, genau wie es die Astronomen vorausberechnet hatten, ganz in den Erdschatten eingetaucht, eine faszinierende Aufführung, ein planetarisches Event, um es auf der Höhe der Zeit zu sagen. Einmal flog noch ein nervös blinkendes Verkehrsflugzeug zwischen Erde und Mond vorbei; doch dann gab es nichts mehr, das uns von diesem Naturwunder ablenkte.
 
Während der Zeit der totalen Verdunklung blieb der Mond trotzdem zu sehen: Unsere irdische, mit Kohlendioxid überreich gefütterte Lufthülle brach das Sonnenlicht und lenkte vor allem den roten Anteil zum Erdtrabanten, wodurch der beschattete Mond dunkelgrau-braun bis zu rötlich durchschimmerte. Um 2.12 Uhr war das Spektakel zu Ende; der Schlaf hatte mich vorher übermannt. Und die Mondsüchtigen konnten den Vollmond wieder vollumfänglich auf sich wirken lassen. Der Himmel klarte weiter auf, die Voraussetzung für einen herrlich sonnigen Sonntag mit einer Prachtssicht.
 
Wie ich Medienberichten entnehmen konnte, war das spektakuläre Ereignis bei Weitem nicht von überall in Europa aus zu sehen, je nach Wolkenlage, was ich zwar selber auch herausgefunden hätte. Prächtig soll die Sicht wie bei uns am Jurasüdfuss auch im Raume Basel, England, Italien und Israel gewesen sein, auf der Achse des Vollmondigen also.
 
Zu den Wundern gehört für mich auch, dass es den Astronomen möglich ist, solche Ereignisse auf Jahre hinaus exakt vorauszuberechnen. Das sind Könner.
 
Eine Enttäuschung war für mich das gerade intensiv mit Thomas Gottschalk und seinen Wetten beschäftigte Schweizer Fernsehen SF DRS, das in den Nachrichten um etwa 23 Uhr die Mondfinsternis zwar erwähnte, es aber nicht fertig brachte, mit einer Kamera das Ereignis festzuhalten oder sich wenigstens ein Digitalbildchen zu beschaffen, falls im Fernseh-Hauptquartier in Zürich die Wolken den Blick versperrt haben sollten. Vor lauter Aufwand und restloser Hingabe an Lotteriespiele, Musikstars und hirnlose People-Storys sowie Studioumbauten, in denen selbst die Moderatoren die Orientierung verlieren und nicht mehr wissen, in welche Kamera sie zu schauen haben, reichen die Mittel offenbar nicht mehr für die nötige Aufmerksamkeit den Naturäusserungen gegenüber. Abschalten. Der Mond ist halt kein Superstar.
 
Die Mondfinsternis hat dem glücklichen stillen Betrachter gezeigt, dass die wahren Spektakel durch ihre Erhabenheit wirken und nicht durch Klamauk – wie etwa bei einem stinkenden, knallenden Feuerwerk. Es sind langsame, beschauliche Abläufe, die dem Beobachter Zeit zum Nachdenken, zum Sinnieren lassen – auch über Distanzen. Die mittlere Distanz von 360 000 km, die schon seit Galileis Zeit bekannt ist, mit welcher der Mond die Erde umkreist, schaffen wir inzwischen locker. Allerdings nicht so schnell wie das Licht (8 Minuten). Angesichts astronomischer Distanzen (bis zum Pluto sind es ungefähr 5,9 Milliarden Kilometer) gehört der Mond zur Erde; er ist ein Teil von uns und beeinflusst alles Leben auf unserem Erdball intensiver als wir denken. Aber in Bezug auf das entsprechende Wissen sind wir es, die in der ständigen Finsternis leben.
 
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