Textatelier
BLOG vom: 28.10.2010

Dieser Londoner Föhn machte mich ganz schwindlig

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Meine Mutter, die aus dem flämischen Flachland stammt, litt unter der Einwirkung des Föhns und nannte Basel ein Föhnloch. Sie schluckte Pillen, wenn ihr der Föhn Kopfschmerzen oder gar eine Migräne auslöste. Ich selbst war damals ebenfalls „föhnanfällig“.
 
Laut Wikipedia ist der Föhn ein warmer, trockener Fallwind. Inzwischen bin ich den Kinderschuhen und dem Einfluss des Föhns entwachsen. In England gibt es weniger Föhn als in der bergigen Schweiz. Das Wort Föhn ist dort unbekannt, im Gegensatz zum Wort „hangover“. Mit Kater übersetzt, gibt es wenig Wechselgeld zwischen Föhn und Kater …
 
Gestern blies der Wind kalt und war ganztags vom Regen begleitet. Über Nacht erwischte mich der Föhn im Schlaf. Leichtes Kopfweh wellte mich an. Aber es war nicht stark genug, um mich aus dem Bett zu treiben. Der Schlaf wurde mein Schmerzmittel. Ich schlief bis 8 Uhr morgens.
 
Das ist ungewöhnlich, denn ich erwache üblicherweise zwischen 5 und 6 Uhr. Mit einem kräftigen Beinschwung lande ich aus dem Bett auf meine Beine und hellwach in den Tag hinein, braue mir einen Kaffee und überlege, welche Aufgabe ich anpacken soll. Einige Aufgaben stehen immer an. So liegt die Wahl an mir, es sei denn, Pflichten drängten sich vor. Diese vertage ich aus alter Gewohnheit bis zum letzten Augenblick. Gestern hatte ich endlich die Steuererklärung ausgefüllt. Dabei brauchte ich bloss die letztjährige zu kopieren …
 
Heute entstieg ich dem Bett keineswegs schwungvoll. Ich schlurfte taumelig in die Küche. Ich besah mir den Himmel: Tiefhängende Wolken aus dem Südwesten trieben vor meinen Augen vorbei. Zwischen den Wolkenfetzen leuchtete der Himmel giftig grell. Die Kopfschmerzen verstärkten sich vom Schädel bis zum Nacken. Die Aussentemperatur war auf 23 °C hochgeklettert. Auf Lily ist Verlass: Sie hatte Kopfwehtabletten für mich. Ich schluckte 2 davon, um einer Migräne vorzubeugen.
 
An solchen Tagen unternimmt mancher Chirurg keine Operation. Und ich sollte einzig wegen des Föhns vom Schreiben lassen? So mache ich den Föhn zum Thema. Ein anderes wollte ich mir heute nicht zumuten. So schreibe ich dieses Blog hinter tiefgezogenen Storen.
 
Viel fällt mir dabei nicht ein, ausser, wie wichtig und wertvoll das Wohlbefinden ist.
 
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