Textatelier
BLOG vom: 18.03.2011

London: Toilettengespräche, die Erleichterung bringen

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Einst gab es in London viele „Public Conveniences“, wo Herren und Damen sich erleichtern konnten. Die Kupferrohre waren poliert, und in einer Kabine sass jemand, der die Toiletten säuberte. Die Innenräume erreichte man treppab. Sie waren mit viktorianischen Kacheln verkleidet. Der Benutzer warf einen Penny in den Türschlitz und gewann Eingang ins „stille Örtchen“.
 
Die Toilette im „Wimbledon Village“ wurde schon vor 20 Jahren geschlossen und zugemauert. Die Wegweiser „Ladies“ und „Gentlemen“ zeigen heute meistens zu verriegelten Eingängen. Der Unterhalt dieser Toiletten sei zu teuer, behaupten die Behörden unter Kostendruck. So verschwinden die letzten öffentlichen Toiletten nach und nach. Es wurde versucht, sie durch hässliche „Rundzellen“ zu ersetzen – eine Erfindung aus Frankreich. Auch diese sind aus dem Strassenbild verschwunden. Die Benutzer wurden von einem Gestank empfangen, die automatische Spülung versagte oder verursachte Überschwemmungen, der Münzeinwurf funktionierte nicht.
 
Die Männer in Frankreich hatten es gut, als es noch die verschalten Pissoirs gab. Dort roch es nach Teer und Urin. Niemand konnte die Hände waschen. Auch diese sind längst aus dem Strassenbild gewichen. Der amerikanische Schriftsteller Henry Miller hat sie geschätzt – in Clichy und anderswo in Paris. Werde ich in Paris vom Stuhldrang heimgesucht, finde ich in einer „Bar Tabac“ Erleichterung. Unterwegs zur Toilette bestelle ich einen „Espresso“. Damit gewinne ich das Recht zur Benutzung der Toilette.
 
In England versehen die Pubs die Rolle der „Bar Tabac“. Ist das Lokal voll, ist man nicht genötigt, ein Bier zu bestellen. Trage ich einen guten Anzug, bevorzuge ich die Toiletten eines Luxushotels. Dort findet man alles, was man braucht, sogar ein „Eau de Toilette“, Seife und saubere Handtücher. Die Toiletten in Warenhäusern hingegen sind zu meiden. Man ist genötigt, sich in eine Warteschlange einzugliedern und kann nur hoffen, dass der Verschluss nicht vom Stuhldrang gesprengt wird.
 
Eigentlich sollte man in einer Gaststätte zuerst die Toilette aufsuchen, um festzustellen, wie es mit der Hygiene in der Küche bestellt ist. Entdecke ich eine verwahrloste Toilette, nehme ich Reissaus.
 
Wie behilft sich ein Strassenbenützer? Er muss nach einer Hecke Ausschau halten. Reicht es noch bis zur nächsten Raststätte, zum nächsten Restaurant? Die Dame hat es in dieser Notlage ungleich schwerer als der Mann.
 
Gerne möchte ich dieses Thema weiterverfolgen, doch Pardon! Ich muss meine Toilette aufsuchen, die beste die es gibt – im eigenen Heim.
 
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