Textatelier
BLOG vom: 12.02.2005

Eine Spezie rara: Der Londoner Bobby

Autor: Emil Baschnonga

Einst war der Londoner Bobby mit seinem imposanten dunkelblauen Helm eine Respektsperson, von rechtschaffenen Bürgern geschätzt. Er klopfte gemessenen Schritts seine Runde ab und gab willig und höflich Auskunft. Seine einzige Waffe war der Knüppel im Lederhalfter. Jeder Ladenbesitzer kannte ihn. Wie oft hat er mich doch zur rechten Strasse gewiesen und mir dabei Schuhleder erspart! Es gab auch solche, die auf dem Velo ihre Runde machten.

 

Schulkinder nannten ihn hinter seinem Rücken „copper“, nach der Kupfermünze. Davon abgeleitet kam der Ausdruck „bent copper“ (verbogene Kupfermünze) in Umlauf und galt dem pflichtsäumigen und bestechlichen Polizisten. Heute wird er kurz und bündig „Cop“ genannt. Sein Status ist heute leider stark angeschlagen.

 

Längst sind die Bobbys aus dem Strassenbild verschwunden. Gegenwärtig werden Anstrengungen unternommen, sie − gleich einer aussterbenden Spezies − wieder in den Strassen anzusiedeln.

 

Heute gleicht die Polizei einem bewaffneten Überfallkommando. Sie tritt in eine gelb-weiss gestreifte Plastikweste gekleidet augenfällig im Rudel in Erscheinung und trägt darunter Schutzweste gegen Kugeln und Messer. Der Bürger fühlt sich verunsichert und bedroht, wenn die Polizisten zur Razzia aus dem Auto springen. Die guten Umgangsformen der Bobbys gelten ihnen nichts mehr. Jeder ist in ihren Augen ein Verbrecher, den sie nach Belieben aufgreifen können. Die farbige Bevölkerung ist ihnen besonders suspekt. Das bestreiten sie zwar. Sie klopfen Jugendliche nach Drogen und Waffen ab. Inzwischen entkommen mehr und mehr Diebe und Mörder unbemerkt.

 

Einmal in meinem Leben habe ich einen Polizisten freudig umarmt – nicht in London, sondern auf der berüchtigtsten Autobahn, knapp ausserhalb Wiens. Kurz vor der Mittagszeit hatte ich angehalten und die Karte auf dem Autodach ausgebreitet. Ich war in Eile und liess sie dort liegen, mitsamt meiner Tasche mit Pass, Kreditkarten, Bargeld, Flugschein und Handy. Wie ich auf der Hochstrasse im dichten Verkehr fuhr, hupte ein Taxifahrer hinter mir hartnäckig. Hatte ich ihm den Weg abgeschnitten?

 

Der immerfort besessen weiterhupende Fahrer holte mich schliesslich auf der Fahrbahn nebenan ein und gebot mir heftig gestikulierend, dass ich auf die Seitenspur abweiche und anhalte. Auf einem knappen Schutzstreifen, unmittelbar vor einer Ausfahrt, hielt ich an und er ebenfalls, direkt hinter mir. „Ihre Tasche ist vom Wagendach gefallen“, sagte er. Ich fiel wie aus dem heiteren Himmel. Da stand ich nun staatenlos allein, ohne Geld und ohne alles, was sonst noch lebensnotwendig ist. Übers Handy benachrichtigte er die Polizei, ehe er weiterfuhr. Links und rechts donnerte der Verkehr an mir vorbei. Es war lebensgefährlich. Nach 20 Minuten erschien ein blinkender Streifenwagen. Ein Polizist entstieg, und, oh Wunder, er hielt meine Tasche in der Hand. Ich habe ihn stürmisch umarmt und tüchtig auf die Schultern geklopft. Ich war gerettet.

 

Seither bin ich der Meinung, dass der Polizist eigentlich wie ehemals mein Freund sein sollte, wie jeder Taxifahrer auch. Es kann der Standpunkt bezogen werden, dass der Polizei nichts anderes übrig bleibt, als angesichts der vielen Messerstecher und Revolverhelden, die tagtäglich Opfer fordern, rabiat vorzugehen. Diese Vorgehensweise aber dämmt Kriminalität keineswegs ein; sie steigt weiterhin an.

 

Seit dem 1. Februar 2005 hat die „Metropolitan Police“ in Sir Ian Blair einen neuen Kommandanten. Er ist hochgebildet und hat „Speuz“. Möge es ihm gelingen, den Bobby wieder aufleben zu lassen und das Vertrauen in die Polizei zu stärken!

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