Hat Glück wirklich vor allem mit Arbeit zu tun?
Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
„Solange wir jung sind, arbeiten wir wie die Sklaven, um uns etwas zu schaffen, wovon wir bequem leben könnten, wenn wir alt geworden sind. Und wenn wir alt sind, merken wir, dass es zu spät ist, so zu leben.“ Dieser weise Ausspruch des englischen Dichters Alexander Pope (1688−1744) ist heute aktueller denn je. Ich kenne einige Leute, die sich im wahrsten Sinne des Wortes abrackerten, Überstunden machten und auf viele Freizeitaktivitäten verzichteten. Diese Arbeitssüchtigen waren der irrigen Ansicht, dass nach der Pensionierung dann schon noch genügend Zeit vorhanden sei, sich den Freuden des Freizeitlebens hinzugeben. Nur wenige konnten sich jedoch ihre Wünsche erfüllen, als dieser Lebensabschnitt angekommen war. Viele wurden krank, verloren vorzeitig ihren Arbeitsplatz oder/und bekamen nur eine kleine Rente.
2 Beispiele aus dem Arbeitsleben sollen demonstrieren, was passieren kann, wenn man nur die Arbeit im Kopf hat, wie das im Blog „Glücksstreben, Glückwünsche und Lebenssinn“ (27. 12. 2004) erwähnt ist:
1. Eine im gehobenen Arbeitsverhältnis stehende Mittvierzigerin muss, wie sie betont, in einer Männergesellschaft mehr arbeiten als ihre Kollegen. Sie macht freiwillig Überstunden, erledigt Schreibarbeiten am heimischen Computer und übernimmt Urlaubsvertretungen. Sie ist sozusagen mit „ihrem Beruf verheiratet“. Sie betont immer wieder, sie sei mit ihrer Tätigkeit zufrieden. Man könnte meinen, um mit den Worten des Kölner Schriftstellers Ernst Wichert (1913−1974) zu sprechen, „Arbeit sei für sie die zuverlässigste Seeligkeit dieser Erde.“ Vielleicht ist es bei ihr so. Sie kennt ja keine „süssen“ Vergnügungen im privaten Bereich. Es ist durchaus möglich, dass ihr eines Tages schlagartig bewusst wird, was alles sie in ihrem Leben versäumt hat. Dies könnte dann eintreffen, wenn der Arbeitgeber ihre Dienste nicht mehr benötigt. In der Vergangenheit sind solche Fälle zur Genüge vorgekommen.
2. Die Journalistin, von der hier die Rede ist, war die beliebteste Mitarbeiterin eines Verlegers. Sie schuftete bis in die späten Abendstunden, arbeitete ohne Mehrbezahlung an den Wochenenden in den eigenen 4 Wänden, nahm unerledigte Arbeiten mit in den kargen Urlaub und organisierte Veranstaltungen. Nach 20 Jahren warf sie das Handtuch, weil sie mit dem Gebaren ihres Chefs nicht mehr einverstanden war. Nach der Kündigung stand sie völlig im „luftleeren Raum“. Für sie brach eine Welt zusammen, da die Arbeit der Sinn ihres Leben gewesen war. Nun wurde ihr schlagartig bewusst, dass ihr privates Leben an ihr vorbeigegangen war. Sie hatte keine Zeit für kulturelle Veranstaltungen, Freundschaften und grössere Reisen. Inzwischen hat sie sich etwas erholt und sieht ihre Situation positiver. Sie unternimmt jetzt Reisen, liest viel und besucht Museen sowie Veranstaltungen. Sie hat inzwischen begriffen, dass es auch etwas anderes als Arbeit gibt. Trotz ihrer jetzigen Aktivitäten fühlt sie sich als Alleinstehende in der Grossstadt einsam.
Soweit diese Beispiele, die beliebig ergänzt werden könnten. Schon Otto von Bismarck (1815−1898) äusserte in einer Rede vom 6.2.1881 Treffendes über die Einsamkeit: „Wer von uns hat nicht in seinem Leben den Eindruck gehabt, dass man nirgends einsamer ist als in einer Stadt von ein paar 100 000 Einwohnern, von denen man keinen Menschen kennt! Man ist im einsamsten Wald nicht so einsam.“
Im Alter ist es schwierig, Freundschaften neu zu beginnen. Manche „hören das Gras wachsen“. Sie sehen in jedem Fremden oder Gleichgesinnten, der an eine Freundschaft interessiert ist, etwas Bedrohliches und Einnehmendes. Sie sprühen nur so vor negativen Gedanken und fühlen sich in dieser Welt, die sie als feindlich empfinden, unwohl.
Eines darf man nicht vergessen: Im Alter zeigt sich oft der wahre Charakter eines Menschen. Es bilden sich besonders die negativen Charakterzüge aus; manche Ältere werden starrsinnig und eigensinnig. Aber zum guten Glück gibt es auch flexible, aufgeschlossene, unternehmungslustige und optimistische ältere Menschen, die den Freuden des Lebens und den Menschen aus ihrem Lebensumfeld positiv gegenüberstehen.
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