Textatelier
BLOG vom: 17.03.2013

Kuriose Fragen 1: Latzwein, Elefantenlaus und Räuberleiter

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Vor einigen Jahren sandte ich kuriose und originelle Begriffe als Fragen und die dazugehörigen Antworten an die Redaktion der inzwischen schon abgesetzten Sat1-Fernsehsendung „Genial daneben“ ein. Die Antwort, die ich erhielt: „ Bei den vielen Zuschriften, die wir bekommen, gehört natürlich auch ein bisschen Glück dazu, für die Sendung ausgewählt zu werden.“ Leider wurden keine Fragen von mir ausgesucht. Aber es machte trotzdem Spass. Bei der in vielen Folgen ausgestrahlten Sendung mussten Prominente die Begriffe durch Fragen erraten. Es ging oft ganz witzig zu, weil einige Komiker dabei waren.
 
Einige der hier vorgestellten Fragen stellten auch einige meiner Bekannten. Auch konnte ich durch das Studium einiger Bücher aus meiner Bibliothek Begriffe und die dazugehörigen Antworten finden. Das Suchen nach ungewöhnlichen Bezeichnungen war für mich ein interessantes Betätigungsfeld. Hier eine Auswahl:
 
Durch welchen Zufall entdeckte 1946 Dr. Percy Spencer die Nutzung der Mikrowellen zum Kochen?
 
Antwort: Beim Testen einer Magnetfeldröhre schmolz in seiner Jackentasche ein Schokoladenriegel zu einer weichen, klebrigen Masse. Da er wusste, dass Mikrowellen Wärme erzeugen, seine Jackentasche zu eng mit der von der Röhre austretenden Strahlung in Verbindung kam und er selbst keine Erwärmung verspürte, kam ihm der Gedanke, andere Nahrungsmittel zu testen. Zunächst setzte er Mais den Mikrowellen aus. Nach wenigen Minuten blähten sich die Maiskörner auf, und das schönste Popcorn kullerte auf den Fussboden des Labors.
Quelle: „Erfindungen des Alltags“ von Charles Panati, Bechtermünz Verlag, Augsburg 2000.
 
Wie wurde ab dem 15. Jahrhundert die Bierqualität geprüft?
 
Antwort: Mit dem Hosenboden. Bierkieser mussten mit hirschledernen Hosen erscheinen. Bier wurde auf die Sitzbank gegossen; dann setzten sich die Prüfer eine volle Stunde darauf. Während sie zechten, durften sie nicht den Platz verlassen. Blieben die Bierkieser an der Bank kleben, war das Bier in Ordnung.
Quelle: „Wie? Was? Warum?“, Bertelsmann Club GmbH, Gütersloh 1984 (auch die folgenden 5 Begriffe stammen aus diesem Buch).
 
Was sind „Zwiebelfische“?
 
Antwort: „Zwiebelfische“ sind Buchstaben in einem Text, die versehentlich in einem anderen Schrifttyp gesetzt wurden.
 
Wodurch wurde der Arzt Dr. J. D. Hullinger eine Weltsensation?
 
Antwort: Er wurde im Alter von 92 Jahren Vater.
 
Was ist eine „Elefantenlaus“?
 
Antwort: Es ist die Bezeichnung für Nüsse. Im Volksmund heisst die Paranuss Elefantenlaus. Die Westindische Elefantenlaus ist die Cashewnuss. Die Ostindische Elefantenlaus ist die Steinfrucht des Mark- oder auch Merkfruchtbaums.
 
Wie ist der Linksverkehr in England entstanden?
 
Antwort: Durch Zufall. Da die Strassen im Mittelalter in England unsicher waren, fuhr man sicherheitshalber auf der linken Seite. Notfalls konnte man mit dem rechten Schwertarm Räuber in die Flucht schlagen.
 
Woher stammt die Bezeichnung „Hattrick“?
 
Antwort: Aus dem Kricket-Spiel. „Hattrick“ war dabei der Ausdruck für das 3- oder mehrfache Abwerfen des „Wicket“ durch den Werfer. Schaffte der Spieler dies, wurde er mit einem Hut („hat“) beschenkt.
 
Anmerkung: Schon lange hat sich der „Hattrick“ im Fussball und Handball etabliert. Wer in einer Halbzeit oder in einem Spielabschnitt 3 Tore schiesst (Fussball) oder wirft (Handball), hat einen „Hattrick“ erzielt.
 
Was versteht man unter „Latzwein“?
 
Antwort: Graf Johann von Zimmern trank seinen geliebten, starken Wein trotz Griess und Steine in der Blase weiter. Wenn er nun einen minderen Wein bekommen hatte, bezeichnete er diesen als Latzwein, „weil er nit über sich ins Haupt rauche, sondern gleich in den Latz schlüge.“ Noch lange Zeit danach wurde ein minderwertiger, saurer Wein nur „Latzwein“ genannt.
Quelle: „Wappen, Becher, Liebesspiel“, die Chronik der Grafen von Zimmern, von Johannes Bühler, Societäts-Verlag, Frankfurt a. M. 1940.
 
Was ist eine „diskrete“ bzw. „diplomatische“ Treppe?
 
Antwort: Es ist eine doppelläufige Wendeltreppe, die sich im Grafschaftsmuseum in Wertheim befindet. Im Schloss von Chambord ist eine ähnliche zu finden. Man nennt sie so, weil 2 Personen sie zum Kommen und Gehen benutzen können, ohne sich zu begegnen. Die Personen werden bei Begrüssung und Verabschiedung zur jeweils richtigen Treppe gebracht.
 
Warum befinden sich am Turm der Stiftskirche in Wertheim ein Ziffernblatt mit Stundenanzeiger und ein Ziffernblatt mit Stunden- und Minutenanzeigern?
 
Antwort: Das zur Burg Wertheim D gewendete Ziffernblatt war für die hochgestellten Persönlichkeiten gedacht (es bedeutete eine angemessene Darbietung des Zeitablaufs). Das Ziffernblatt, das man aus den Fenstern der Altstadt sieht, war für Bedienstete der Burgherren gedacht. Sie waren zur Pünktlichkeit verpflichtet.
 
Warum befindet sich in der Stiftskirche in Dürnstein (Wachau, Österreich) ein Weinfass?
 
Antwort: Das Weinfass haben wir während unseres Wachauurlaubs 2005 gesehen. Das Weinfass diente nämlich als Opferstock. Gelder, die dort hineinkamen, wurden für die Renovierung der Stiftskirche verwendet.
 
Was ist ein Roter Brenner?
 
Antwort: Eine Pilzkrankheit an der Weinrebe.
 
Was ist ein Froschlöffel?
 
Antwort: Eine Sumpfpflanzenart aus der Familie der Froschlöffelgewächse.
 
Was ist ein Hexenbesen?
 
Antwort: Kugelige und buschige Verwachsungen an Ästen und Bäumen, die von Pilzen verursacht werden. Der Pilz ist verantwortlich für dauerhafte Wuchsstörungen. Der Baum wird dann zum Austrieb und zur Neubildung von schlafenden Knospen angeregt. Es kommt zur Zweigsucht (Bildung dünner, kurzer Zweige), die als Hexenbesen bezeichnet werden. Im Volksmund wurde die Bezeichnung Hexenbesen wohl deshalb geboren, weil diese Büsche in den Bäumen den Eindruck erweckten, als hätten Hexen beim nächtlichen Ritt ihre Besen verloren. Auf unseren Wanderungen im Schwarzwald sah ich schon öfters Hexenbesen.
 
Was bedeutete ursprünglich die Redensart „Einen in den Sack stecken“?
 
Antwort: Hergeleitet vom mittelalterlichen Ringkampf, bei dem der Sieger den Besiegten zur Volksbelustigung in den Sack steckte.
Quelle: Krüger-Lorenzen: „Deutsche Redensarten“.
 
Was ist eine Räuberleiter“?
 
Antwort: Ein Begriff aus dem Bergsteigerleben. Um Überhänge zu überwinden, dient der Partner als Steigbaum. Die Engländer bezeichnen diese Hilfe als „Räuberleiter“.
Quelle: „Mein Leben“ von Heinrich Harrer, S. 534.
 
Was ist ein Warzenbeisser?
 
Antwort: Es ist der Name für eine unserer grössten Heuschrecken. Der Name geht auf eine Legende zurück. Man glaubte, Warzen würden verschwinden, wenn man ein Tier hineinbeissen lässt. Vielleicht entstand dieser Aberglaube dadurch, dass Tiere, die mit der Hand gefangen werden, hineinbeissen und den Mageninhalt von sich geben.
 
Welche Besonderheit gab es beim Speerwerfen bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm?
 
Antwort: 1912 stand in Stockholm Speerwerfen mit der rechten und linken Hand auf dem olympischen Programm.
Quelle: „Schnelle Antwort auf 1000 Fragen“, Buch und Zeit Verlagsgesellschaft, Köln 1980.
 
Was ist ein Eichhase?
 
Antwort: Es ist ein essbarer Pilz (Grifola umbellata). Er wächst besonders um alte Stämme/Stümpfe von Eichen und Buchen. Da der büschelige Pilz von weitem wie ein sitzender Hase aussieht und hauptsächlich auf Eichenholz wächst, erhielt er den Namen Eichhase.
 
Anmerkung: Auf unseren Wanderungen sah in diesen Pilz nur ein einziges Mal. Nur junge Fruchtkörper sind geniessbar, alte Exemplare schmecken nicht mehr.
Quelle: „200 Pilze“ von Rose Marie Dähncke, AT-Verlag, Aarau 1994.
 
Im 2. Teil folgen weitere Fragen und Antworten.
 
 
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