Textatelier
BLOG vom: 04.10.2013

Unterwegs in Bayern (1): Isny, Wieskirche, Bad Kohlgrub

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Oktoberfest und süffiges Bier waren nur Randerscheinungen. Bayern hat viel mehr zu bieten.
 
Den diesjährigen Wanderurlaub verbrachte unsere Wandergruppe „Tonis Power-Senioren“ (6 wanderfreudige, betagte Burschen: Bernd, Claus, Heinz G., Toni, Walter und ich) in Bad Kohlgrub D. Dieser bayerische Ort war deshalb gewählt worden, weil 2 Wanderfreunde dort schon gekurt hatten. Sie waren voll des Lobes, wiesen auf die vielen Wandermöglichkeiten und auf die grossartigen Kulturdenkmäler berühmter Meister hin. Dadurch wurde unser Interesse geweckt, und wir studierten diverse Literatur. Wir buchten frühzeitig Einzelzimmer vom 21.09. bis 28.09.2013 im Kur- und Wellness-Hotel „Waldruh“ und im „Sonnbichlhof“.
 
Die Woche in Bayern war vollgepackt mit Wandertouren und Besichtigungen aller Art. Wir besuchten das Oktoberfest, die Klöster Andechs und Ettal, wanderten in der Nähe der Zugspitze, umrundeten fast den Staffelsee und besuchten Garmisch-Partenkirchen und Oberammergau. Wir platzten sogar in Aufnahmen für den Aktionsfilm „Big Game“ hinein. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich meinen Körper in ein Moorbad versenken.
 
Mit dem Wetter hatten wir Glück. Vom Samstag bis zum Mittwoch hatten wir sonnige Tage; dann kamen der Nebel und Regen. An den Regentagen entschieden wir uns für den Besuch des Oktoberfests und die Erkundung des Freilichtmuseums Glentleiten. Planung, Ausarbeitung von Wandertouren und Alternativen an den Regentagen übernahm in bewährter Manier wieder Toni. Dafür danken wir ihm sehr herzlich.
 
Wir genossen die Bayerischen Schmankerl und tranken mit Wonne das süffige bayrische Bier. An den Bauchumfängen und am Körpergewicht konnte so mancher Wanderer am Schluss des Urlaubs den Effekt sehen. In einigen Blogs werde ich unsere Erlebnisse niederschreiben.
 
In Isny und in der Wieskirche
Am 21.09.2013 fuhren wir mit 2 Autos über Zürich, St. Gallen, durch den Pfändertunnel ins württembergische Allgäu nach Isny. In diesem heilklimatischen Luftkurort und ehemaligen freien Reichsstadt schlenderten wir durch die schöne Altstadt, durch den Kurpark und der Befestigungsmauer entlang. In einer urigen Wirtschaft verputzten wir eine schwäbische Hausmannskost, nämlich Linsen mit Spätzle und 2 Saitenwürste. Gesättigt fuhr uns Toni, der in Lörrach wohnt, sicher nach Bayern (Walter steuerte sein Auto mit Heinz G. etwas später zu unserem Urlaubsort).
 
Kurz vor Bad Kohlgrub besuchten wir die in der Nähe von Steingaden befindliche Wieskirche. Wir waren überwältigt von diesem einzigartigen Gotteshaus, das 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt wurde. Die Wieskirche wurde von 1745 bis 1764 von Dominikus Zimmermann (1685−1766) geschaffen. Am Aufbau waren Stuckateure, Altarbauer, Bildhauer, Fassmaler und Orgelbauer beteiligt. Dieser enorme Aufwand hat sich gelohnt, zählt die Kirche heute doch zu den schönsten Rokokokirchen Süddeutschlands. Alle beteiligten Künstler haben ein Werk von höchster Qualität geschaffen. Sie haben ihre früheren Arbeiten noch übertroffen. Das konnte ich in einem Kirchenführer nachlesen.
 
Die „Wallfahrtskirche zum gegeisselten Heiland“ zieht viele Wallfahrer und andere Besucher an. Das war auch an diesem Tag der Fall. Eine Frau aus einer Gruppe trug einen Stab. Die Spitze war kreuzförmig und mit wenigen Blumen verziert. Neugierig, wie ich bin, wollte ich erfahren, was dieser Stab bedeute. Da die Trägerin zu einem Bus eilte, erhielt ich von einer anderen Besucherin eine Auskunft. Sie sagte mir, bei Wallfahrten werde oft ein solcher wohl geweihter Holzstab mitgebracht. Er sei eine besondere Auszeichnung für eine Frau, wenn sie aus einer Pilgerschar diesen Stab tragen dürfe.
 
In der Nähe des Eingangs zur Kirche lud ein kleines Restaurant zum Verspeisen von bayerischen Spezialitäten ein. Davor befand sich ein Kiosk, in dem Kerzen, Statuen, Bilder, Engelchen, Kreuze, Rosenkränze, Medaillons und Schriften angeboten wurden. Etliche Wallfahrer konnten nicht widerstehen und kauften alle möglichen Utensilien zusammen. Auch in den Klöstern Ettal und Andechs sahen wir solche Verkaufsräume. Es ist offensichtlich ein lukratives Geschäft.
 
In Bad Kohlgrub
Nach kurzem Aufenthalt fuhren wir etwa 20 km über Bad Bayersoien zu unserem Domizil Bad Kohlgrub und bezogen unsere Quartiere.
 
Die Moorkurorte Bad Bayersoien und Bad Kohlgrub liegen in den wunderschönen Ammergauer Alpen, die sich bis Tirol erstrecken. Das Herzstück der bayerischen Alpen umfasst 300 Quadratkilometer und stellt das grösste zusammenhängende Naturschutzgebiet in Bayern dar. Die Gäste sind immer wieder von der verhältnismässig intakten und ursprünglichen Natur begeistert. Es gibt über 300 km Wanderwege in allen Schwierigkeitsgraden, sei es in der Bergwelt oder im Tal. Einige davon lernten wir während unseres Aufenthalts kennen.
 
In Bad Kohlgrub und Bad Bayersoien gibt es viele Angebote fürs persönliche Wohlbefinden, nämlich Wellness-, Beauty-, Kur- und Präventionsanwendungen. Die 3 Säulen der Gesundheit – Bewegung, Entspannung und Ernährung – stehen im Vordergrund eines Kuraufenthalts. Die Kurorte bieten eine Palette an Programmen zur Work-Life-Balance an. Kurgäste, die unter Alltagsstress und Burnout litten, berichten immer wieder von der inneren Balance, die sie hier gefunden haben.
 
Der Kohlgruber Ortsteil Gagers erhielt bereits 1878 den Titel „Bad“; Bad Kohlgrub folgte dann 1948. Dem Bad Bayersoien wurde 1974 das Prädikat „Moorheilbad“ verliehen. Wie die Verantwortlichen der Kurbäder berichten, kurt man hier nach den höchsten Qualitätsstandards. Die Bäder wurden mit dem Qualitätssiegel „WellVital in Bayern“ ausgezeichnet.
 
Anmerkung: Wie hier und anderswo haben sich die englischen Bezeichnungen durchgesetzt. Mir sind diese ein Gräuel, aber für ein internationales Publikum sind diese Begriffe wohl notwendig.
 
Da Walter, Heinz G. und ich im 3-Sterne-Wellness- und Kurhotel „Waldruh“ untergebracht waren, boten sich hier die Gelegenheiten zu einem Saunabesuch, für Massagen und Mooranwendungen. Ich entschied mich für ein Moorbad, zumal ich hörte, wie gut ein solches Bad für Gelenke sei. Darüber werde ich im 2. Bayern-Blog ausführlich berichten.
 
Übrigens konnten wir an den Abenden im „Sonnbichlhof“ Tagesgerichte, bayerische Schmankerl, Grillspezialitäten und verschiedene Salatvariationen geniessen. Besonders gefragt waren die Leberspätzlesuppe, der Schweinebraten mit Kruste und Semmelknödeln, das Hirschgulasch mit Preiselbeeren, selbstgemachte Nudeln und das Saiblingfilet mit Kartoffeln und Gemüse. Ein besonderer Genuss stellten die mit Eis und Sahne gefüllten grossen Windbeutel mit heisser Himbeersosse dar. Es war ein Hochgenuss, wie mir die Geniesser dieser Köstlichkeit sagten. Ich schlug den Beutel in den Wind, weil ich mit Suppe, Salat und dem Saiblingfilet wohlig gesättigt war.
 
Die beiden Hotels liegen übrigens oberhalb von Bad Kohlgrub an einer traumhafter Lage mit einem herrlichen Ausblick auf das Voralpenland.
 
Fortsetzung folgt.
 
Internet
 
Literatur
Pörnbacher, Hans: „Die Wies“, Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2002.
 
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