Textatelier
BLOG vom: 20.11.2015

An der Mosel (5): Urpferdchen, Maare und Burgruinen

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 

Maarmuseum Manderscheid

Maarmuseum Manderscheid
 

Das ist wohl kein Hirngespinst: Der nächste Vulkanausbruch in Deutschland findet in der Eifel statt. Vulkanologen sind sich darüber einig, dass die Eruptionsphase in der Eifel noch nicht abgeschlossen ist. Wann es hier zu Eruptionen kommen wird, weiss jedoch keiner.
Da mich die Maare (lateinisch mare = die See, das Maar) und auch das Maarmuseum in Manderscheid besonders interessierten, schlug ich unserem Wanderführer Toni von Lörrach vor, einen Abstecher in die südliche Vulkaneifel zu machen. Mein Wunsch wurde erfüllt.

Am 5. Tag unseres Wanderurlaubs an der Mosel fuhren wir bei trübem, aber nicht regnerischem Wetter über Wittlich und der Autobahn bis zur Ausfahrt Daun/Manderscheid. Nun ging es auf Landstrassen weiter bis zu unserem Zielort. In Manderscheid und Umgebung planten wir 3 Höhepunkte aufzusuchen. Es waren für uns alle, das sei schon jetzt verraten, touristische Anziehungspunkte in der südlichen Vulkaneifel.
Voller Erwartung steuerten wir zunächst das Maarmuseum in Manderscheid an.

 

Urpferdchen

Urpferdchen
 

Urpferdchen und eine Landschildkröte
Das Maarmuseum ist in der ehemaligen denkmalgeschützten Turn- und Festhalle untergebracht. Wir waren höchst erstaunt, was das Museum zu bieten hat. So konnten sich die Besucher über die Moorforschung, über Fossilien des 45 Millionen Jahre alten Eckfelder Maares (es ist das älteste Maar) informieren. Aber nicht nur das. Mit einem Terranaut konnten wir eine Reise in das Innere der Erde machen und die Entstehung eines Maares betrachten.
In der Abteilung „Maare als Klimaarchive“ wurde einem  bewusst, dass Maare und ihre Sedimente wichtige Klimaarchive sind. Sie tragen wesentlich zur Erforschung des Klimas auf der Erde bei.
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist das von innen begehbare Grossmodell eines Maares mit integrierten audio-visuellen Darstellungen.

Im Museum konnten wir uns sehr gut über die Maare informieren. So erfuhren wir, dass es sich bei den Maaren um vulkanische Hohlformen handelt. Im Zuge von Gaseruptionen wurden diese ins Grundgestein eingesprengt. Das aufsteigende Gas kam mit dem Grundwasser oder dem Wasser eines Baches in Berührung. Durch die plötzliche Verdampfung kam es zu gewaltigen Ausbrüchen. Die Hohlkegel füllten sich mit Wasser, manche verlandeten oder vermoorten.
Es gibt heute nur noch 8 Maare, die mit Wasser gefüllt sind. Das Schönste dürfte das kreisrunde Pulvermaar bei Gillenfeld sein, das von einem Wald umkränzt ist.

Gefunden wurden in der 30 km breiten und 50 km langen Vulkaneifel 270 Ausbruchszentren und über 200 Mineralquellen.

Besonderheiten des Museums sind das „berühmte Eckfelder Urpferdchen“ und die angeblich „älteste Honigbiene der Welt“. Leider konnten wir die Umrisse der Honigbiene nicht deutlich auf einem dunkel gefärbten Untergrund, trotz Leuchtlupe, erkennen.
Dann sah ich noch ein 45 Millionen Jahre altes Fossil. Es handelte sich um eine Landschildkröte (Ocadia), die hier auf ihrem Rücken liegt.

 

Am Meerfelder Maar

Am Meerfelder Maar
 

Zum grössten Maar
Nach den interessanten Eindrücken im Museum fuhren wir zum Meerfelder Maar. Es ist vor 11 500 Jahren entstanden. Das Wasser des Meerbaches ist wohl für die Gasexplosion verantwortlich. Mit seinem Durchmesser von 1,5 km ist er der grösste Kratersee der Eifel. „Die Auswurfmassen am Oberlauf des Baches wurden in den Kratersee zurückgespült, woraus sich die heutige halbmondförmige Form des nur 17 m tiefen Maares ergibt“, bemerkten die Autoren des Eifel-Reiseführers Barbara und Hans Otzen. Um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen, wurden im 19. Jahrhundert über einen Stollen Wasser abgelassen. 1982 wurde das Maar mit einer Tiefenentwässerung saniert.

 

Kunstwerk “Urknall”

Kunstwerk “Urknall”
 

Wir wanderten auf schmalen Wegen am Ufer des Meerfelder Maares entlang, dann frequentierten wir den Ort Meerfeld und kamen an das Kunstwerk Urknall (s. Foto). Meerfeld bzw. das Kunstwerk ist Endpunkt des 21 km langen Kosmosradwegs, der in Daun beginnt.

 

Manderscheider Unterburg

Manderscheider Unterburg
 

Imposante Burgruinen
Danach fuhren wir nach Manderscheid zurück, um die Ruinen der Ober- und Unterburg als 3. Höhepunkt zu erkunden.
Zunächst wanderten wir auf steinigen und teilweise etwas rutschigen Wegen zur Oberburg. Leider ist von der Oberburg durch Kriegseinflüsse wenig übriggeblieben. Einige Mauern, Torbögen und der fünfstöckige Bergfried sind erhalten und restauriert worden.

Während Toni und Manfred den Bergfried bestiegen, erkundigten wir die Umgebung. Ich beobachtete Bernd und „Kanu-Heinz“, wie sie an einem Burgbrunnen standen und interessiert hineinblickten. Heinz zählte „21, 22, 23“ und bemerkte, er höre nach dem Steinwurf ein Platschen im Wasser. Ich dachte, hier müsse ein tiefer Brunnen sein, der früher die Burgbewohner mit Wasser versorgte. Ich konnte meine Neugier nicht mehr zurückhalten. Ich ging zum Brunnenrand und blickte hinein. Da war kein tiefes Loch sichtbar, sondern ein aufgefülltes. Es ging nur 50 cm in die Tiefe. Da hatten uns die Beiden genial veräppelt. Wir taten dies dann auch mit den beiden Besteigern des Bergfrieds. Da waren dann die Lacher auf unserer Seite.

Dann wanderten wir abwärts zur Niederburg. Diese liegt auf einem Felsen im Liesertal. Hier hauste das Geschlecht der Herren von Manderscheid. Sie regierten als Vögte der Abtei Echternach auf luxemburgischem Hoheitsgebiet. Die Burg wurde 1173 erstmal urkundlich erwähnt.
Die Unterburg wurde 1794 von französischen Truppen zerstört. Man kann sich gut vorstellen, welch eine prachtvolle Burg hier vorhanden war. Schon die Ruine hat eine imposante Ausdehnung.
Auf eine Besichtigung der Niederburg verzichteten wir und fuhren wieder nach Kröv zurück.

Mont Royale und Traben-Trarbach
Am 6. Tag war wieder eine Wanderung (11 km, ca. 3 Stunden) angesagt. Wir starteten im Feriendorf Mont Royal zu einem Rundweg. Der Wanderweg Nr. 10 bot uns ein beeindruckendes Panorama des Moseltals auf Enkirch, Kövenig, Schiffsschleuse, Starkenburg, Traben-Trarbach, Wolf, Kröv und die nahen Hunsrück- und Eifelberge. Wir schlenderten abwechselnd durch Wald, Weinberge, Streuobstwiesen. Zu Mittag kehrten wir im Restaurant am Flugplatz ein.
Mont Royal war eine französische Festung (1687-1698). Ludwig XIV. liess die Festungsstadt nach dem Frieden von Rijswijk (der Pfälzische Erbfolgekrieg wurde beendet) im Frühjahr 1698 schleifen.

Am Nachmittag besuchten wir noch Traben-Trarbach, das nur wenige Kilometer von Kröv entfernt liegt. Sehenswert sind hier das Brückentor ((„Perle des Jugendstils“ genannt), das Rathaus, das Buddha-Museum, der historische Stadtturm, Haus der Ikonen und die Evangelische Peterskirche. Da unser Aufenthalt nur von kurzer Dauer war, mussten wir uns sputen und konnten nicht alle Sehenswürdigkeiten in Augenschein nehmen. Wir mussten ja früher im Hotel in Kröv sein und Koffer packen. Unsere Abreise am nächsten Tag stand bevor.

Fazit: Es war trotz regnerischen Tagen eine interessante Wanderwoche. Wir wanderten nicht so intensiv, wie bei den bisherigen Wochen, dafür stand Kulturelles im Vordergrund. Von der Landschaft und den Sehenswürdigkeiten waren wir tief beeindruckt. Ein Dankeschön geht an Toni, der sich viel Mühe gegeben hat, Unternehmungen auszuarbeiten.

Für das nächste Jahr haben wir den Pfälzer Wald auserkoren. Wir hoffen dann, dass sich die Schleusen des Himmels nicht öffnen und wir dann mehr Wanderungen unternehmen können.

Internet
www.manderscheid.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Urknall
https://de.wikipedia.org/wiki/kosmosradweg
www.eifel.info/kosmosradweg.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Manderscheider_Burgen
www.traben-trarbach.de


Literatur
Otzen, Barbara und Hans: „Eifel“, Der komplette Reiseführer für individuelles Reisen und Entdecken der Eifel, Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2013/14.

 

Hinweise auf Blogs über Wanderwochen

Hinweis auf Blogs über eine Wanderwoche an der Mosel
10.11.2015: An der Mosel (4): Burg Eltz – ein Märchen aus Stein
09.11.2015: An der Mosel (3): Das „Schwarze Tor“ und Thermen in Trier
01.11.2015: An der Mosel (2): Hinkelstein und „Spitzhäuschen
27.10.2015: An der Mosel (1): Kröv, Riesling, Schiefer und Cochem

Hinweis auf Blogs über das Elbsandsteingebirge
15.07.2014: Elbsandsteingebirge 5: Labyrinth, Pfaffenstein, Barbarine
15.07.2014: Elbsandsteingebirge 4: Dresden u. der schönste Milchladen
13.07.2014: Elbsandsteingebirge 3: Balkon Europas, Schwedenlöcher
06.07.2014: Elbsandsteingebirge 2: Die Festung, die nie erobert wurde
03.07.2014: Elbsandsteingebirge 1: Klammen, Prebischtor, bizarre Felsen

Hinweis auf Blogs über die Bayernreise
11.11.2013: Unterwegs in Bayern (6): Ein imposantes Freilichtmuseum
19.10.2013: Unterwegs in Bayern (5): Das Oktoberfest hautnah erlebt
17.10.2013: Unterwegs in Bayern (4): Zugspitze, Absturz einer Chinesin
13.10.2013: Unterwegs in Bayern (3): Staffelsee, Ettal & Löffelschlagen
09.10.2013: Unterwegs in Bayern (2): Bad im heilsamen Moorschlamm
04.10.2013: Unterwegs in Bayern (1): Isny, Wieskirche, Bad Kohlgrub

Hinweis auf eine weitere Wanderwoche
28.07.2012: Südtirol 5: Enzianschnaps, Grantn-Marmelade, Heilkräuter
19.07.2012: Südtirol 4: Folterkammer, Geisterstube und Bruneck-Tour
19.07.2012: Südtirol 3: Harpfen, Messner Hütte, Pferdefant von Brixen
16.07.2012: Südtirol 2: Dolomitenseen-Perle, Terence Hill als Förster
13.07.2012: Südtirol 1: Weltberühmte Drei Zinnen in den Dolomiten

 

 


*
*    *

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst