Textatelier
BLOG vom: 06.02.2016

Wer lange schläft und länger sitzt, ist früher tot!

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 

„Wer länger schläft, ist früher tot“ und „Wer länger sitzt, ist früher tot", das waren 2 Schlagzeilen im Internet und in diversen Zeitschriften vor einigen Tagen. Was ist dran an diesen für manche „schockierenden“ Meldungen? Ich versuche in diesem Blog nähere Erläuterungen zu geben.

Zu viel oder zu wenig Schlaf gefährlich?
 „Früh zu Bett und früh aufstehen macht gesund, reich und klug“, sagte einst Benjamin Franklin. Für ihn traf das zu, aber für den Normalbürger wohl nicht.

Ich kenne Leute aus meiner näheren Umgebung, die sehr lange schlafen. So geht ein Witwer so gegen Mitternacht ins Bett und schläft bis 11 Uhr am Morgen. Als wir einmal das Thema Schlaf zur Sprache brachten, sagte er, er wisse das, dass er zu lange schläft. Aber er versinkt nach einem kurzen Aufstehen am Morgen wieder in Morpheus Armen.

Ein mehr als 9-stündiger Schlaf pro Nacht soll ein Risiko für die Gesundheit darstellen. Das brachten Forscher der Universität Sydney heraus als sie die Gesundheits- und Sterbedaten von 230 000 Australier auswerteten. Die Teilnehmer mussten 6 Jahre zuvor Fragen zu ihren Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährung, körperliche Aktivität, Schlafgewohnheiten und Dauer des Sitzens beantworten. Ergebnis der Studie: Entscheidend für einen früheren Tod (um 30 %) war die Kombination mit Bewegungsmangel und langem täglichen Sitzen. Diese Verhaltensweise war fast genauso tödlich, wie die Kombination von Rauchen und übermässigem Alkoholkonsum  (Quelle: www.msn.com).

Man stellt sich die Frage, warum ein Mensch ein erhöhtes Schlafbedürfnis hat. Es könnte ein Hinweis auf bisher unentdeckte Krankheiten sein (Depression, Erschöpfungssyndrom).

Auch Kurzschäfer sollen gefährdet sein. Dazu muss man bedenken, dass das Schlafbedürfnis individuell verschieden ist. Ich kenne einen Arzt und Autor, der mit etwa 4 bis 5 Stunden Schlaf auskommt. Um 23 Uhr geht er ins Bett und steht um 3 oder 4 Uhr morgens auf. Er ist dann so frisch, dass er seine schriftstellerischen Arbeiten mit Bravour erledigen kann.
Die bekanntesten Kurzschläfer der Geschichte waren übrigens Edison und Napoleon. Sie kamen angeblich mit 2 Stunden Schlaf aus.

„Die Acht-Stunden-Norm“, die sich zum Unglück so vieler Menschen als Massstab für Erwachsene eingebürgert hat, ist ebenso unhaltbar wie eine allgemeingültige Nahrungsmenge oder eine Norm für das Sexualverhalten“, schrieb treffend Prof. Dr. Dietrich Langen.

Ein 70-jähriger benötigt etwa 6 Stunden Schlaf (zum Vergleich: Jugendliche 9 Stunden, Kleinkind 12 Stunden, Neugeborene 16 Stunden). Jeder ältere Mensch sollte darauf hingewiesen werden, dass der Schlaf in dieser Lebensphase schlechter verläuft.

„Sitzen“ – die Geissel unserer Generation
In der heutigen Zeit erledigen viele Menschen ihre Arbeit am Schreibtisch. Wir sind Weltrekordler im Sitzen. Durchschnittlich sitzen die Arbeitnehmer  täglich 9,6 Stunden, entweder in der Firma oder zu Hause vor dem Fernseher oder Computer. Auch in meiner aktiven Zeit als Arzneimittelanalytiker verbrachte ich viel Zeit im Sitzen an Analysengeräten und am Computer. Aber nicht übermässig lang. Ich konnte immer meinen Bewegungsdrang frönen, indem ich in andere Abteilungen laufen und am Arbeitstisch Laborarbeiten durchführen musste. Während der Mittagspause nach dem Kantinenessen wanderte ich mit Arbeitskollegen etwa 20 Minuten an der frischen Luft herum. Das tat gut und wir waren alle mit neuem Elan wieder am Arbeitsplatz. In meiner Freizeit standen Wanderungen auf dem Programm.

Auch Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit am Computer oder sind mit Computerspielen  beschäftigt. Die Eltern sollten jedoch dafür sorgen, dass die Kids auch einer sportlichen Tätigkeit nachgehen und im Freien spielen. Das wird auch bei meinen Enkelkindern so praktiziert.

„Wer lange sitzt, ist früher tot.  Dass zu wenig Bewegung gesundheitsgefährdend sein kann und Risiken mit sich bringt, ist zwischenzeitlich bekannt und bewiesen. Allerdings zeigen inzwischen immer mehr Studien, dass exzessives, also langandauerndes und ständiges Sitzen darüber hinaus nochmal ein unabhängiger Risikofaktor ist, der sich auch durch zusätzlichen Freizeitsport nach Feierabend nicht ausgleichen lässt. Grund dafür soll eine ganze Kaskade an negativen Stoffwechselvorgängen sein, die durch dauerhaftes Sitzen ausgelöst werden und schwerwiegende Erkrankungen zur Folge haben. Stizen ist demnach nicht nur ein Risiko für den Rücken und den Nacken, sondern verkürzt sogar unsere Lebenserwartung durch Krankheiten wie Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, betonte eindrücklich  Dr. Petra Mammert-Jauch, Dipl. Sportlehrerin, Referentin an der Sebastian-Kneipp-Akademie in einer Arbeit im „Kneipp-Journal“ (Jan./Februar 2016).

Bewegung ist lebenswichtig!
Wer sich regelmäßig bewegt oder eine geeignete und sinnvolle sportliche Tätigkeit ausübt, kann vieles für seine Gesundheit tun. Er wird, im Gegensatz zum Inaktiven, das Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen, um 50 Prozent senken. Bewegung kann nicht nur den Blutdruck reduzieren, sondern auch die Blutfette normalisieren.

Unter www.netdoktor.de vom 01.02.2016 wird auf die folgenden Effekte von Sport hingewiesen: Sport ist ein Stimmungsaufheller, sorgt für Gefäss- und Herzgesundheit (das Herz arbeitet effektiver und wird belastbarer), sorgt für stramme Muskeln, stärkt das Immunsystem, stärkt die Knochen, beugt Krebserkrankungen vor, bringt mehr Lust auf Sex und wirkt lebensverlängernd.

Geeignete Sportarten sind Nordic-Walking, Wandern, Schwimmen, Skilanglauf und Radfahren. Wer bereits unter einem hohen Blutdruck leidet, der sollte seinen Arzt konsultieren. Er wird dann ein spezielles Bewegungsprogramm erarbeiten.

Nicht nur Bewegung ist wichtig, sondern auch das richtige Sitzen und das richtige Atmen. Wenn es irgendwie möglich ist, sollte man während der Arbeit öfters Stehen und Herumlaufen. Bewegung sollte in den Berufsalltag integriert werden.
Hoffentlich begreifen das nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch die Arbeitgeber.

Internet
www.msn.com
www.kneippverlag.de
www.netdoktor.de
 
Literatur
Mommert-Jauch: „Wer  länger sitzt ist früher tot!“, Kneipp-Journal 01-02/2016.
Scholz, Heinz: „Endlich wieder schlafen“, Kneipp-Verlag GmbH, Bad Wörishofen 1996.

 


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