Textatelier
BLOG vom: 13.02.2017

Sind Katzen und Elstern am Vogelschwund schuld?

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 


Amsel mit Weisskrägelchen
 

120 000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunden folgten vom 06. bis 08.01. 2017 dem Aufruf des Naturschutzbundes von Deutschland (NABU), Vögel zu zählen. Aus 81000 Gärten wurden 2,8 Millionen Vögel gemeldet. Was schon Vogelfreunde vermutet hatten, trat ein. Es wurden 17 % weniger Vögel als im Jahr davor gezählt. „So wenige Vögel wie in diesem Winter hatten wir schon lange nicht mehr“, betonte der NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann.

Insbesondere Meisenarten, Kleiber, Kernbeisser wurden in diesem Winter weniger beobachtet. Bei Amseln, Rotkehlchen, Ringeltauben, Star und Heckenbraunellen wurden die bislang die höchsten oder zweithöchsten Werte sei Beginn der Aktion ermittelt. Von diesen Vogelarten blieben in diesem Jahr viele hier und flogen nicht in den Süden ab.
Besorgniserregend ist der Bestand von Grünfinken (Rückgang um 28 % im Vergleich zu 2016 und über 60 % gegenüber 2011). Hauptgrund dürfte das von einem Parasiten hervorgerufene „Grünfinkensterben“ (Trichomoniasis) sein.

Bei dieser Gelegenheit wollte ich von einigen Bekannten in Schopfheim wissen, ob sie auch einen Vogelschwund bemerkt haben.
Eine Nachbarin, die ihre Vögel liebevoll mit einer selbst hergestellten Mischung aus Rosinen, Haferflocken, Hirse, Sonnenblumenkerne füttert, beobachtete bei den Kleibern, Distelfinken, Haubenmeisen und anderen Meisenarten einen Rückgang, während  Amseln häufig das Futterhäuschen aufsuchten. Auch ein Pärchen der Ringeltaube fand sich ein.

Das Ehepaar Waltraut und Christian Wirth von Schopfheim-Fahrnau beobachtete dagegen keinen Vogelschwund. Neben vielen Blaumeisen kamen Hauben-, Sumpfmeisen, Buchfinken, ein Rotkehlchen und 2 Bergfinken in ihren Garten. Christian Wirth sah viele Amseln, 5 bis 15 Exemplare, darunter das „Weisskrägelchen“, das eine Amselvarietät darstellt (ein Teilalbino?). Christian Wirth gelang eine Aufnahme des seltenen Vogels, die er mir freundlicherweise für diesen Textatelier-Blog zur Verfügung stelle.
Nur die Dompfaffen hat er vermisst. Er hofft, dass sie noch in seinen Garten kommen. Die Spatzen bezeichnete er als gesellig. „Ein wunderbarer sozialer Vogel, es gibt selten Streit am Futterplatz.“

Sind Katzen schuld?
Es meldeten sich Bürger beim Naturschutzbund und brachten zum Ausdruck, dass die Katzen und Raubvögel (Elstern) schuld an der Vogeldezimierung wären. Dazu Stefan Bosch, Fachbeauftragter für Ornithologie und Vogelschutz des NABU/Baden Württemberg:
Es ist keine massive Erhöhung im Bestand der Hauskatzen oder ihrer verwilderten Verwandten bekannt, die zu dem überraschenden Rückgang beim Vogelbestand geführt haben könnte.“ Und bei den Rabenvogelarten wurde sogar ein niedriger Bestand gemeldet.

Auch der anfangs erwähnte Vogelschutzexperte Lars Lachmann betonte, dass keiner der potenziellen Fressfeinde in diesem Jahr zugenommen hat.  In Gärten mit Katzen oder Elstern wurden gleichzeitig mehr andere Vögel beobachtet. „Das Auftreten potenzieller Fressfeinde führt also keineswegs zum sofortigen Verschwinden von Vogelarten“, so der NABU-Vogelschutzexperte. Es müssen also andere Gründe für den Artenschwund vorliegen. Es werden folgende Hauptursachen angenommen:

Industrielle Landwirtschaft: Laut NABU ist die Agrarlandschaft ausserhalb der Siedlungen ein Faktor für die reduzierte Artenvielfalt. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft mit immer grösseren Feldern und der Pestizideinsatz führt zu weniger Nahrung (Samen, Insekten) für die Vögel. Es fehlen immer mehr Feldraine und Hecken, die einen wichtigen Lebensraum für Vögel darstellen. In Gärten und an Wegrändern gibt es immer weniger Blütenpflanzen, die für Insekten interessant sind. Früher gab es viel mehr Insektenfutter für die Vögel. Denken wir an die Autoscheiben, die nach einer Autofahrt mit Insekten beklebt waren. Heute haben wir saubere Scheiben, jedoch weniger Insekten und Vögel.

Klimatische Faktoren: Eine feuchtnasse Witterung in den Hauptfortpflanzungsmonaten April und Mai 2016 überlebten weniger Jungvögel.
Es kamen auch weniger Wintergäste in unsere Gegend.
NABU-Experten hoffen, dass bei einer besseren Witterung sich der Vogelbestand wieder erholen wird.

Hinweis: Die Naturfreunde Karlsruhe fordern Massnahmen gegen Insektensterben und Vogelschwund (Resolution wurde zusammen mit BUND, LNV und NABU erstellt).
Hier der Link (auch mit der Suchmaschine „Google“ unter dem Stichwort Vogelschwund einzusehen):
http://www.naturfreunde-karlsruhe.de/attachments/article/177/Resolution%20Insektensterben%20-%20Vogelschwund.pdf

Internet
www.nabu.de
www.badische-zeitung.de
www.ksta.de
www.faz.net

 


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