Textatelier
BLOG vom: 21.06.2017

In der Schweiz: Zürich von der besten Seite

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsrache, Viersen/Deutschland

Ein Kurzbesuch in einer grösseren Stadt kann immer nur einzelne Einblicke geben. Und diese sind dann auch noch von vielen Aspekten abhängig, der Interessenlage, den Wünschen, den herausragenden Sehenswürdigkeiten und natürlich vom Wetter.

Zürich am 2. Wochenende im Juni zeigte sich von der strahlenden Seite, das Wetter war hervorragend. Es war sogar so gut, dass das sonst übliche Interesse an einem Museumsbesuch in den Hintergrund trat. Es forderte geradezu auf, durch die Stadt zu flanieren, sich am Zürichsee und in der Natur aufzuhalten.

Ganz ohne Sehenswürdigkeiten ging es natürlich nicht. Zwei Kirchen in der Innenstadt konnten wir nicht ignorieren, das Grossmünster und das Fraumünster. Besonders das letztere hat es uns angetan. Mit einem Kopfhörer und einem Audiogerät versehen konnten wir uns die dreischiffige Pfeilerbasilika erschliessen. Die Kirchenfenster von Augusto Giacometti von 1930-45 und die Glasfenster, ausserdem eine Rosette von Marc Chagall von 1970 in ihren leuchtenden Farben sind wirklich sehenswert, auch das Kellergewölbe mit den Ausgrabungen eines vorherigen Kirchenbaus.

 


 

Einen schönen Ausblick auf die Altstadt mit dem Grossmünster, tief unten auf die Limmat und etwas weiter auf den Zürichsee hatten wir im Lindenhof mit seinen grossen Schatten spendenden Bäumen. Hier hörte man, ebenso wie fast überall in der Stadt, die verschiedensten Sprachen der Touristen und Besucher.

 


 

Viel Spass gemacht hat auch der samstagmorgendliche Besuch des Antik- und Trödelmarktes auf dem Bürkliplatz, ganz in der Nähe des Sees. Die Mischung von antiken Stücken und modernen Dingen, die freundliche Atmosphäre, liessen keine Hektik aufkommen.

 


 

Nur eine Strasse ist zu überqueren und man kann am Ufer des Zürichsees spazieren, er zeigte sich von seiner schönsten Seite, vor allem mit dem Alpenpanorama mit den schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund.

 


 

Am Sonntagmorgen entschieden wir uns, mit der Tram am See entlang zu fahren. Nach wenigen Minuten stiegen wir aus, gingen durch ein paar Strassen und erreichten den Botanischen Garten. Auch hier war alles international: Wunderschöne Pflanzen und Blüten in den 3 Gewächshäusern mit Tropen-, Subtropen- und Savannenklima, grosse Wiesen, Bäume und Bänke, auf denen man immer einen schönen Blick über Teile des Parks hatte. Im Institutsgebäude gibt es ein Restaurant und die freundliche Bedienung brachte uns Kaffee und Croissants, obwohl wir 20 Minuten vor der Öffnungszeit dort hungrig und durstig erschienen waren.

 


 

Überhaupt, der öffentliche Verkehr wird dominiert durch die allgegenwärtige Tram und den Stadtbussen. Wo viele Städte in Deutschland sich dazu entschieden haben, die Strassenbahn abzuschaffen, hier fährt sie und meistens ist es nicht weit zur nächsten Haltestelle. Nach kurzer Orientierungsphase ist es nicht schwer, mit ihr, versehen mit einem ZVV, dem Ticket des Zürcher Verkehrsverbundes, kreuz und quer durch die Stadt zu fahren.

In der Hitze tummelten sich viele Schwimmer in der Limmat, nicht weit von der Innenstadt entfernt, und ein paar Männer versuchten, über ein schmales Band, das sie auf der einen Seite am Brückengeländer, auf der anderen Seite an der Uferbalustrade befestigt hatten, ein paar Meter über dem Wasser zu balancieren, was meist nach wenigen Schritten mit einem Taucher ins Wasser endete.

 


 

Im Sommer ist die Stadt ein Paradies für Wasserfreunde, ob im Fluss, an dem es sogar ein Bad nur für Frauen gibt, oder in einem der See- oder Freibäder.

Meine Frau und ich waren Sonntagmittag zu einem Brunch im Restaurant des Marriotthotels eingeladen, die Vielfalt der Speisen und süssen Genüsse ist schier umwerfend und bleibt besonders dann unvergesslich, wenn man dazu noch interessante Gespräche in herzlicher Atmosphäre führen kann.

Überhaupt, die Stadt ist ein einziger Sammelplatz für viele Restaurants, Bars und Kaffeehäuser, alle mit einem besonderen Flair und mit verschiedenen Preislagen. Natürlich kann man Mahlzeiten aus "aller Herren Länder" bekommen, aber auch typisch schweizerische, beispielsweise mit Zürcher Geschnetzelte. Die Zahl der Lokale ist kaum erfassbar, es dürften an die 1800 Gasthäuser sein, wobei man nicht selten bei gutem Wetter auch draussen sein Essen oder sein Getränk geniessen kann. Auch ein Blick in eine Konditorei kann einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen!

 


 

Zürich ist eine Stadt mit Flair, in dem Lebenslust geradezu zu spüren ist. Wegen der hohen Preise ist es für viele Menschen, die in der Innenstadt arbeiten, nicht erschwinglich, im Stadtgebiet zu wohnen, aber, wenn es nicht gerade Staus auf den Strassen gibt, ist die Stadt mit dem Auto, Motorrad, Fahrrad oder mit der Bahn schnell zu erreichen.

Zürich ist eine Reise wert, und, möchte man sie ausführlich erkunden, bräuchte es schon mehr als nur ein Wochenende!

 

(Alle Fotos sind vom Autor - nur das des Fraumünsters von Wikipedia.)

 


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