Textatelier
BLOG vom: 13.09.2019

Schönheiten: Widderchen und Kaisermantel

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

„Schmetterlinge sind die Seele unserer Landschaft. Wo kein Pfauenauge, kein Schwalbenschwanz mehr flattert, da stimmt etwas nicht mit den Wiesen und Weiden, den Ackerrainen, den Waldrändern, den Gewässern, Gärten und Parks. Da herrscht Depression“, schreibt warnend Brigitte Dahlbender, BUND-Landesvorsitzende von Baden-Württemberg.

Nicht nur der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), sondern auch andere Umweltschutzorganisationen weisen auf den dramatischen Rückgang bestimmter Schmetterlingsarten hin. So stehen von den 120 Tagfalterarten des Landes mehr als drei Viertel dieser Arten auf der Roten Liste.

Ich freue mich immer wieder, wenn ich diverse Arten dieser Insekten sehe und fotografieren kann. So ergeht es auch unserer Hobbyfotografin Elisabeth Faber, die mir immer wieder exzellente Aufnahmen von Schmetterlingen, Käfern, Pflanzen und Landschaften zusendet.

Während ihres Urlaubs in Augsburg und Umgebung sichtete und fotografierte sie zwei Widderchen und einen Kaisermantel. Diese Schönheiten unter den Insekten beschreibe ich kurz.

 


Widderchen
 

So wehrt sich das Widderchen
Man kann es kaum glauben, dass die Widderchen oder Zygänen (Zygaenidae) weltweit in mehr als 1500 Arten vorkommen. Bei uns kommen die mit 6 roten oder gelben Flecke ausgestatteten Schmetterlinge auf Trockenrasen, Kiesgruben, an Strassenböschungen vor. Sie lieben wärmebegünstigte Gebiete, bevorzugen violette Blüten, wie die Kratzdisteln. Fehlen diese Pflanzen, naschen sie auch an anderen Blüten den Nektar.

Die von Elisabeth Faber fotografierte Art ist kein veränderliches Widderchen mit einem Hinterleibsring, sondern das Gewöhnliche Sechsfleckwidderchen ohne Hinterleibsring.

Das wusste ich nicht: In dem Buch „Welches Insekt ist das?“ wird darauf hingewiesen, dass die Widderchen in ihrer Körperflüssigkeit eine Blausäureverbindung haben, die die Tiere sehr giftig macht. Auch sind sie mit einer auffälligen Warnfarbe ausgestattet. Es ist jetzt uns allen klar, dass Feinde der Widderchen diese verschmähen.

Bei uns leben etliche Arten, wie z.B. das Federwidderchen, Esparsetten-Widderchen, Thymian-Widderchen und das Sonnenröschen-Grünwidderchen.

 


Kaisermantel
 

Erinnert an einen kaiserlichen Mantel
Der schöne, rund 6 cm grosse Falter, erinnert an einen kaiserlichen Brokatmantel in orangem (Männchen) bzw. gelblichen (Weibchen) Farbton. Während einer BUND-Exkursion (s. Blog vom 02.08.2019: „BUND-Exkursion: Auf den Spuren der Schmetterlinge“) entdeckte und fotografierte ich einen Kaisermantel mittels Teleobjektiv. Die Flügeloberseite war leuchtend orangebraun mit schwarzbraunen Duftschuppenstreifen- und Punktfleckmuster. Es war ein männliches Exemplar. Die Falter finden wir auf den Blüten von Disteln, Wasserdost, Greiskraut, Zwerg-Holunder und Liguster.

Der Kaisermantel ist nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt und darf nicht gesammelt werden.

Das Balzverhalten ist interessant und von Duftstoffen geprägt. Das Männchen fliegt zunächst unter dem Weibchen durch und sendet einen Lockstoff aus den Duftschuppen aus. Und was macht das paarungsbereite Weibchen? Es „umnebelt“ das Männchen ebenfalls mit einem Duftstoff und streckt den Hinterleib nach oben. Dann wird die Paarung vollzogen.

Elisabeth fotografierte kürzlich einen Kaisermantel. Wie sie mir berichtete, war die Aufnahme nicht einfach, da der Schmetterling mit seinen Flügeln flatterte. Aber ihr gelang ein schönes Foto.

 

Anhang: Fotodaten (Widderchen Aufnahme):
Canon EOS 6 D
Blendenzahl: F/11
Belichtungszeit: 1/400 Sekunde
ISO-Empfindlichkeit: ISO-400

Anhang: Fotodaten (Kaisermantel-Aufnahme):
Canon EOS 6 D
Blendenzahl: F/7.1
Belichtungszeit: 1/1000 Sekunde
ISO-Empfindlichkeit: ISO-400
Belichtungsprogramm: manuell

 

Literatur
Bellmann, Heiko: „Welches Insekt ist das?“ ( Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2017.
Herausgegeben vom BUND: „Schmetterlingsland Baden-Württemberg“, (Lebensraum für Schmetterlinge; Fördern und bewahren), Stuttgart 2009.

 


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