„Intellektueller“ Antisemitismus
Da haben sich in der deutschen Medienlandschaft zwei notorische Selbstdarsteller gesucht und gefunden, um sich auf niedrigstem Niveau als Antisemiten zu outen und en passant auch noch in ihrem Podcast im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) ihr historisches Nichtwissen über das Judentum publik zu machen.
Und das in Zeiten, in denen die Leben von 1400 Israelis durch die barbarischsten Terrorakte seit dem Holocaust ausgelöscht wurden und Menschen mosaischen Glaubens in Deutschland sich durch einen krakeelenden Mob von Hamas-Sympathisanten in ihrer Existenz bedroht fühlen. Und –nota bene – das alles vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Der eine ist Richard David Precht, der Philosoph der Bahnhofsbuchhandlungen oder, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihn nennt, der „Show-Philosoph“, bislang eher dadurch aufgefallen, Plattitüden und Weisheiten der Binse in seinen wohlfeilen Werken mehr oder weniger geschickt zu bahnbrechenden philosophischen Erkenntnissen hochstilisiert zu haben.
Der andere ist Markus Lanz, ein Dampfplauderer aus Südtirol, als Samstagabend-Entertainer im deutschen Fernsehen krachend gescheitert, der sich auf einen Late Night Talk im ZDF zurückgezogen hat, wo er sich stramm konservativ gibt, gerne Gästen anderer politischer Couleur über den Mund fährt, diese kaum zu Wort kommen lässt und in erster Linie sein narzisstisches Ego pflegt.
Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, hat zurecht sein Entsetzen über Prechts hirnlose Aussage über orthodoxe Juden, die „zwar Arbeit grundsätzlich ablehnen, aber gleichwohl Diamanten verkaufen und Finanzgeschäfte tätigen“, zum Ausdruck gebracht. Diese Aussage wurde von Herrn Lanz im Podcast spontan abgenickt.
Die Judengesetze, die in Teilen Europas bereits seit dem Spätmittelalter galten, verboten jüdischen Mitbürgern die Ausübung einer Vielzahl von Tätigkeiten, insbesondere im gesellschaftlichen und politischen Bereich. Was über die Jahrhunderte blieb, waren Berufe in Handel, Bankwesen und in Musik und Kunst.
Dass es insbesondere in Osteuropa (z.B. der „Bund“ im vorrevolutionären Russland) eine starke jüdische Arbeiterschaft gab, wird Herr Precht nicht wissen.
Völlig abstrus wird sein unerträgliches Statement im Hinblick darauf, dass die In Finanz- und Geldgeschäften tätigen Juden bis hin zu den erfolgreichen jüdischen Unternehmern im Deutschland vor 1933, gerade nicht die religiös- orthodoxen waren, sondern fast ausschliesslich laizistische Juden, die sich wenig um den Talmud scherten und weder Kipa noch Schtremmel trugen. Viele von ihnen waren sogar zum Christentum konvertiert, was sie nicht vor der Verfolgung durch die Nazis schützte.
Literaturempfehlung: Aleksandar-Saša Vuletić, Christen jüdischer Herkunft im Dritten Reich. Verfolgung und organisierte Selbsthilfe 1933-1939, Verlag von Zabern, Mainz 1999.
Precht wird sich nun in der Ecke von antisemitischen Rechtspopulisten wiederfinden, die immer noch das Bild vom weltbeherrschenden Finanzjudentum propagieren, bis vor 78 Jahren deutsche Mehrheits-Ideologie.
Der Lateiner würde sagen „Si tacuisses, philosophus mansisses" und der deutsche Gebührenzahler für das Öffentlich- Rechtiche Fernsehen sollte sich ernsthaft fragen, was er da so alles finanziert.
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