Textatelier
BLOG vom: 28.04.2005

„Not in my backyard“: Windturbinen wie Pilze

Autor: Emil Baschnonga

Die mächtig hohen Windturbinen sind mir erstmals auf dem Hügelrücken bei Tarifa in Spanien aufgefallen. Oft sind wir seither an ihnen vorbeigefahren und wussten bei ihrem Anblick, dass uns nur noch eine Stunde von unserem Ziel in Conil de La Frontera trennte. Diese modernen aneinander gereihten Windmühlen drehen ihre aerodynamisch geformten Rotorblätter meistens behäbig langsam. Einige von ihnen wollen nicht mithalten und stehen einfach still. Ohne Wind geht es ihnen wie den Sonnenuhren nachts – sie schlafen.

 

Inzwischen erzeugen in Spanien 405 Windturbinen 1745 Megawatt – und versorgen 175 000 Haushalte mit Strom –, einen Bruchteil der 20 Millionen Haushalte. In Deutschland hat sich die Zahl der Windturbinen auf ungefähr 16 500 erhöht, und sie decken 9,3% des Haushaltsbedarfs. Amerika, das Raubbau an der Energie betreibt, hat deren weniger als Deutschland.

 

In England – und das hat mich zu diesem Blog verleitet – schiessen Windturbinen wie Pilze aus dem Boden. Geplant sind 3500 auf dem Land, und 2200 sollen in Küstengewässern verankert werden. „Friends of the Earth“ sind dafür und „Greenpeace“ dagegen. Auch in der Schweiz ist die Meinung geteilt. Swiss Eole unterstützt die Absicht des Bundesamts für Energie (BFE), bis 2010 immerhin 5 bis 10 Windanlagen aufzustellen. Das Verwaltungsgericht des Kantons Neuenburg hingegen hat den Plan, einen Windpark bei der „Vue des Alpes“ im Jura einzurichten, bachab geschickt.

 

„Not in my backyard“ (nicht in meinem Hintergarten) trifft die Sache wohl am besten. Zwar ist die ganze Nation dem Handy verfallen, doch die dazu benötigten Masten gehören auf den Mond verbannt. Das Dumme an Windturbinen ist, dass sie dort errichtet werden müssen, wo der Wind bläst: etwa auf Bergkämmen.

 

Wimbledon Village, mit seinem riesigen Common auf den berühmten Richmond Park übergreifend, ist auf einem Hügel. Wehe, wenn mich dort diese Vogelscheuchen anstarren oder gar wegblasen! Übrigens gehört die Royal Society fort the Protection of Birds zu den ausgesprochenen Gegnern von Windturbinen. Nicht zuletzt sollen die gepriesenen Landschaften von William Turner und John Constable für die Nachwelt erhalten bleiben und nicht von Windturbinen verschandelt werden.

 

Doch Hand aufs Herz: Wie viele von ihren berühmten Landschaften sind erhalten geblieben? Kabelstränge, von Stahltürmen getragen, zerfurchen das Land, genau so wie die Autobahnen. Die riesigen Schutthalden der jüngsten industriellen Vergangenheit werden jetzt zum Glück wieder von der Natur besiedelt. Viele der hohen Backsteinkamine sind inzwischen in die Luft gesprengt worden. Bald kommen die überalterten Atomkraftwerke an die Reihe.

 

Bietet die Sonnenenergie einen besseren Ausweg aus unserem Energie-Debakel oder wenigstens einen vernünftigen Kompromiss zwischen diesen und anderen erneuerbaren Energiequellen?

 

Dafür oder dagegen? Was ist Ihre werte Meinung dazu?

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