Textatelier
BLOG vom: 20.06.2005

Von der Nazi-Propaganda bis zum Sexrummel heute

Autor: Emil Baschnonga

Gestern habe ich in meinem Schuppen das Dokument „Der schöne Mensch in der Natur” ausgegraben, ein 32-seitiges Nazi-Propaganda-Traktat mit 14 blonden Nackedeien (Fotos) von Wilm Burghardt, 1940 vom Verlag „Geist und Schönheit“ in Dresden veröffentlicht. Der Begleittext ist bedeutend aufschlussreicher als die Fotos, und er kann als historisch bedeutsam eingestuft werden. Daraus dürfen auch Lehren für die Gegenwart gezogen werden.

Gleich der 2. Einleitungssatz legt den Inhalt bloss: „Der Deutsche sieht im gesunden nordischen Menschen sein Vorbild.“

Ich zitiere (als eher apolitischer Mensch) einige Stellen kommentarlos: „Die nationalsozialistische Weltanschauung ist wohl die natürlichste, die es seit langem gegeben hat.“

„Wenn aber hundert klein und krumm gewachsene Menschenkörper sich zusammengefunden haben, um etwa nackt zu baden, so wird ein schöner, langwüchsig-nordischer Mensch nicht ohne weiteres hineinpassen, abgesehen davon, dass er von selbst – aus dem Gefühl seiner Rasse – davon Abstand nehmen würde.“

„... Treubund für aufsteigendes Leben ..., in dem nur arische, 'antisemitisch' gesinnte Kameraden aufgenommen wurden.“„Dass der nordische Mensch überall als beispielgebender Faktor im Reiche vertreten ist, ist erwiesen.“

„Der Auslesegedanke kann nicht hoch genug geschätzt werden.“

*

Genug von solchem Denken aus „Geist und Schönheit“. Wir können nur dankbar sein, dass es anders gekommen ist. Aber unsere Zeit wartet mit anderen Freveln und Gefahren auf, die der einst von den Nazi verfolgten „Rassenschande“ ebenbürtig sind, etwa die Pornographie und Sex in allen Abarten, die das gesamte Internet verseuchen. 

Wer hat das blödsinnige Wort Sex erfunden? Begann der ganze Sexrummel mit dem Kinsey-Report (1948: „Sexual Behavior in the Human Female")? Wie viele Male pro Woche? Mit wie vielen Partnern? Da wird gelogen und geschummelt, bis einem schwindlig wird. Der Sex als Mechanik ist vergleichbar mit den Erdöl-Donkey-Pumpen. Tatsächlich: Wer es so betreibt, ist ein Esel (= donkey), ohne das sympathische Tier beleidigen zu wollen. 

Die erste Gruppe der Opfer und Gefährdeten dieser Sexplage sind die so leicht beeinflussbaren Minderjährigen. Hier in England wird geschrieben, dass sie Sex zum Zwischenimbiss nehmen, zumeist im Alkoholdunst. Nachher wissen sie nicht einmal mehr, mit wem sie es getrieben haben ... 

Erwachsene bilden die 2. Gruppe, die der 1. Gruppe „Vorbilder“ liefern, etwa die gelangweilten Hausfrauen, die auf Abwechslung erpicht sind, ganz besonders in den langweiligen „suburbs“: die Frauen der Spitzensportler, die zusammen mit den Sportlern laufend für Skandale sorgen; die „Celebs“, die nicht einmal als Flittersternchen gelten können und nach denen kein Hahn krähen würde, trügen sie nicht dicke Kosmetikschichten und präsentierten sie sich nicht halb bis ganz nackt den Fotolinsen. Da wird wacker mit Botox aufgepäppelt, was schon von vorneherein als vergebliche Liebesmühe abzuschreiben ist. „Last but not least“ sind die Männer zu nennen, die ab einem gewissen Alter Viagra ampullenweise schlucken. 

Nein, wir sind doch keine Karnickel, behaupte ich. Es gibt noch viele andere Lebensinhalte, die sich vordrängen, worunter schlicht und einfach auch eine Dosis Schlaf gehört, bitter notwendig für so viele, die sich von früh morgens bis spät abends abschuften müssen. Auch das Essen verschlingt Zeit. Ausserdem verdöst und verblödet die halbe Nation alltäglich Stunden vor dem Fernsehschirm. Dort wird ihnen genau das aufgetischt, wozu ihnen selbst die Kraft fehlt und − öfters als man denkt − auch die Gelegenheiten. Die Allerwenigsten taugen zum Casanova. Adonis mitsamt Venus sind der griechischen Mythologie zuzuordnen. Aphrodite, die uns verführen könnte, hat auch Seltenheitswert und ist obendrein sehr wählerisch. Schlaf gut und träume süss, lieber Biedermann! 

Das simple statistische Hochrechnen des „Sports im Bett“ sorgt für teils (und meistens) alarmierende, teils (und seltener) für amüsante oder pikante Schlagzeilen, nicht nur in England. Aber viele Angehörige der ethnischen Bevölkerung aus Indien oder Pakistan sind weitgehend aus diesen sagenhaften Statistiken auszuklammern. Sie sind züchtig erzogen worden. Hinzu kommt schliesslich auch die so genannte „Überalterung“ der Bevölkerung, die Grenzen setzt. 

„Even bees do it“, summte mir einst ein Mädchen namens Marylene in die Ohren. Das habe ich mir hinter die Ohren geschrieben und sie den Bienen überlassen. Sex ohne Liebe oder wenigstens ein bisschen Romantik stumpft und stösst ab. 

Beaumarchais hat es anders gesagt: 

Boire sans soif et faire l’amour en tout temps,

Il n’y que cela qui nous distingue des bêtes. 

Der Zweizeiler aus dem Stegreif übersetzt: 

Trinken ohne Durst und allezeit dem Liebesakt frönen,

Ist genau das, was uns von den Tieren unterscheidet.

 

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