Textatelier
BLOG vom: 29.09.2015

Österreicher in der Eidgenossenschaft

Autor: Fred Casadei

 

Es war an einem herrlichen März-Nachmittag. Die Sonne schien und nach Süden öffnete sich der Blick in das schöne Bergpanorama der Bündner Alpen am Julierpass. Der Fussweg von unserer Wohnung nach Lenzerheide führt durch einen lichten Lärchenwald. Dort, wo man aus dem Schatten des Wäldchens hinaus auf die beschneiten Hügel tritt, steht eine nach Süden gerichtete Bank, die dem Rastenden die ganze Pracht der Landschaft darbietet.

Ein einzelner Mann hat sich dort hingesetzt. Die wärmende Sonne bewog ihn, seinen Hut auf die Stange neben der Bank zu setzen. Sie markiert den Weg für die Schneeräumung.

Guter Laune stach mich der Hafer. Aufs Geratewohl sprach ich den Sitzenden an: „Einen schönen, guten Tag, sie sind sicher Österreicher?“ Der Zufall war auf meiner Seite. Der Verdutzte bejahte zu meinem Erstaunen die Frage und wollte natürlich wissen, wieso ich das wisse.

Ich ignorierte die Frage und sagte: “Ich möchte sie warnen, das letzte Mal, als ein Österreicher bei uns so was wagte, hat ihn das sein Leben gekostet“. Dabei deutete ich auf seinen Hut. Er schaute mich halb entsetzt, halb konsterniert an und vergass seinen Mund zu schliessen. Ich wünschte ihm trotzdem einen schönen Urlaub und setzte meinen Weg fort.

Es dauerte einige Minuten und viele Meter Weges, bis hinter mir ein schallendes Gelächter die Spannung löste. Der Österreicher hatte offensichtlich eine etwas lange Leitung.

  


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