Beim Zahnarzt
Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
“Hast du deine Zähne geputzt?” fragte meine Mutter alltäglich. Ich bejahte und strich rasch Zahnpaste über die Schneidezähne. Das hätte ich nicht tun sollen ...
Zahnschmerzen begannen mich zu plagen. Widerwillig suchte ich die Poliklinik in Basel auf. “Den ersten Termin hast du verpasst”, bemerkte die Frau vorwurfsvoll beim Empfang. “Ich fühlte mich nicht “hundertprozentig”, entschuldigte ich mich. Das reizte die Zuhörer im Wartesaal zu einer Lachsalve.
Kurz später bezog ich den Sessel vor dem Zahnarzt. “Das sieht nicht gut aus”, bemerkte er. Wir müssen viel plombieren.” Diese Prozedur erstreckte sich über mehrere Wochen. Dennoch liess meine Zahnpflege bald wieder viel zu wünschen übrig.
Rund 60 Jahre später begannen mehrere Zähne zu wackeln. Der erste Zahnarzt rupfte sie kurzerhand aus dem Mund. Mit blutendem Kiefer verliess ich seine Praxis.
Der 2. Zahnarzt, den ich aufsuchte, wollte mir ein Gebiss anfertigen. Aber dazu müsse er zuerst die faulen Zähne ziehen. “Gibt es eine Alternative, wie Stiftzähne?” wollte ich wissen. Er schüttelte den Kopf. “Heute benutzen wir 'Implants' – das ist die einzige Lösung, die ich Ihnen anbieten kann. Zuerst müssen wir die faulen Zähne entfernen und ein temporäres Gebiss einbauen, bis sich der Gaumen erholt hat.” Er unterbreitete mir seinen Kostenvorschlag. Ein teurer Spass! So bat ich um Bedenkzeit. “Am besten benutzen sie in der Zwischenzeit eine elektrische Zahnbürste”, schlug er vor. Das hatte ich schon vor 20 Jahren versucht. Sie taugte nichts, und ich putzte meine Zähne weiterhin mit der Handbürste. Auch meine Weisheitszähne befürworteten diese Vorgehensweise.
So bin ich in die Gegenwart gelangt, und spüle meine Zähne mit Salzwasser. Heute sind die Zahnstocher mit Draht umwickelt. Ich bevorzuge nach wie vor die altmodischen Zahnstocher aus Holz, wie sie einst in Restaurants auflagen. Sie hinterlassen keine Kratzspuren zwischen den Zähnen. Soweit so gut – mit Vorbehalt.
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